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Ausstellungsansicht

Blick ins Innere

Unter dem Titel "Tools for Better Cities" bietet das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main bis zum 18. Januar 2026 eine Schau zu der Arbeit des international tätigen Architekturbüros KSP Engel. Gezeigt wird die Vielfalt des gestalterischen Prozesses auf Basis einer nachhaltigen Ausstellungsarchitektur.
von Anna Moldenhauer | 19.09.2025

Cornelia Hellstern und Roland Pawlitschko haben das Ergebnis der "Carte Blanche" gestaltet, die das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main an KSP Engel ausgestellt hat. "Herr Engel wollte unter keinen Umständen eine Nabelschau", so Hellstern. Keine Retrospektive sollte das Ergebnis also werden und parallel als Wanderausstellung dienen. Im ersten Raum des Obergeschosses kann nun ein Schaudepot mit Architekturmodellen auf Schwerlastregalen begutachtet werden, kuratiert von Mario Lorenz. Auf dem zweiten Abschnitt öffnet sich eine weite Fläche, in dem freistehende Wandscheiben sowie turmähnliche Aufbauten zu sehen sind und die viel Freiraum für die Entdeckung lässt. Die für KSP Engel sechs wesentlichen Typologien und Themen Ort, Stadt, Haus, Struktur, Raum, Kultur werden aufgegriffen und geben Einblicke in das komplexe Schaffen des Architekturbüros. "Wir zeigen nicht ein Projekt nach dem anderen, sondern schauen nach den Inhalten und was eigentlich hinter dem Büro steckt", so Hellstern. Als "Werkzeuge", die sich aus den Methoden, Strategien und Lösungsansätzen für zukunftsfähige Gebäude und Quartiere ableiten, haben sie die Vielschichtigkeit, Maßkonfiguration, Sensibilität, Vernetzung sowie Resilienz herauskristallisiert. Die Besucherinnen und Besucher können erkunden, wie diese für die bis in die Details durchdachten Planungen eingesetzt werden, die einer qualitativ hochwertigen Architektur vorangehen.

Ausstellungsansicht

37 Projekte aus den letzten 25 Jahren umfasst die Schau insgesamt, verteilt auf die Werkbänke und sechs Türme, die thematisch miteinander vernetzt sind. Ausziehbare Hohlkammerplatten aus Polycarbonat dienen als interaktive Präsentationsflächen. Das Werk von KSP Engel vollständig darzulegen, ist nicht der Anspruch. Stattdessen werden beispielsweise in den Türmen internationale Projekte herausgestellt, die als Meilensteine am stärksten die Verzahnung der Topologie und der Werkzeuge verdeutlichen – wie die Deutsche Börse, der Central Business Tower (CBT), das Shenzhen Art Museum & Library oder der Umbau des Bestands für die Bundesministerien Berlin. KSP Engel konzipiert Gebäude ganzheitlich, von der stadträumlichen Einbindung bis zur Türklinke und sorgt dabei für einen enormen Wissenstransfer zwischen den zahlreichen Standorten des Büros in Deutschland und China. Einblick in die Arbeit und das Portfolio der Architekturschaffenden wird geboten, aber auch generell aufgeschlüsselt, wie Stadtplanung funktioniert, wie facettenreich diese inhaltlich ist und was für die Entwurfsprozesse ausschlaggebend war.

Central Business Tower, Frankfurt/Main

Der Aufbau der Displays ist dabei zu Gunsten der Nachhaltigkeit minimalistisch: Die Struktur der Türme besteht aus unbehandelten Kanthölzern vom heimischen Nadelholz. Diese sind miteinander verschraubt, so dass die Verbindungen flexibel getrennt werden können. Verbundmaterialien wurden weitestgehend vermieden und die Polycarbonat-Platten sind zum Teil aus recycelten Material gefertigt. Der bewusste Umgang mit Ressourcen steht im Zentrum der Ausstellungsarchitektur: Als Wanderausstellung gedacht, sind alle Elemente der Schau materialsparend, wiederverwendbar, demontierbar und leichtgewichtig. Selbst die LED-Strahler wurden bei dem Lichtspezialisten Zumtobel ausgeliehen. Der Blick in die Methoden, Strategien und Lösungsansätze für zukunftsfähige Gebäude wie Quartiere zeigt eine Architekturvermittlung, die die interdisziplinären Prozesse im Werk von KSP Engel nahbar offenlegt, statt den Architektinnen und Architekten selbst ein Podest zu bieten. Eine Publikation wird folgen, quasi als Bestandsaufnahme mit Blick nach vorne, so Hellstern.

Deutsche Börse

Die "Carte Blanche" wird vom Museum Angewandte Kunst in unregelmäßigen Abständen an Kreative vergeben, die sich mit einem gegenwärtig relevanten Thema beschäftigen. Derzeit richtet das Museum anlässlich des 100. Geburtstags der Gestaltungsbewegung "Das Neue Frankfurt" sein Jahresprogramm auf dessen revolutionäre Ideen aus und thematisiert die große Aktualität für unsere Gegenwart. Die Prozesse für die Stadtgestaltung und -planung von KSP Engel wie ihr interdisziplinärer Ansatz, mit dem sie auf zeitgenössische Herausforderungen reagieren, passt in den Zusammenhang. Die Kooperation ist zudem aus vielen vorangegangenen Gesprächen über Stadtplanung von Jürgen Engel und dem Direktor des Museum Angewandte Kunst, Prof. Matthias Wagner K, entstanden. "Tools for Better Cities" schafft so auch einen Möglichkeitsraum um Prozesse anschaulich werden zu lassen, die der Gestaltung unserer aktuellen und zukünftigen Umgebung dienen.

Meixi Urban Helix, Changsha