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Eindrucksvoller Alltag

Atelier Cho Thompson gestaltete die neue Arbeitswelt für den in Boston ansässigen Auftraggeber EQ Office. Das Ziel: Einen integrativen Ort zu schaffen, der zu einem Austausch mit den Kollegen abseits des Home Office einladen soll.
von Linda Pezzei | 05.09.2023

1899 in der Lincoln Street 179 erbaut, ist das reich verzierte Backsteingebäude in Bostons zentralem Geschäftsviertel, gegenüber von Chinatown und nur wenige Schritte von der South Station entfernt, bis heute ein Blickfang. Allein der Innenarchitektur fehlte bislang dieser unverwechselbare Charakter. Für EQ Office gestaltete das Atelier Cho Thompson auf 750 Quadratmetern die wenig genutzte Lobby sowie die Gemeinschaftsbereiche auf allen fünf Etagen in funktionale Räume für einen flexiblen Büroalltag um.

Nicht nur der Name des Projekts – Leather Factory – soll an die ehemalige Nutzung des historischen Beaux-Arts-Gebäudes als Schuhfabrik erinnern. Die Architektinnen ließen Verkleidungen im Inneren abtragen, um die ältesten Strukturen des Gebäudes freizulegen, wie gemauerte Ziegelwände, Messingelemente und der originale Terrazzoboden. Bilder auf der Fassade aus hellem Stein stellen den Prozess der Schuhherstellung dar, Materialien wie Gips, Marmor, Stein, Holz und Metall in natürlichen, gedeckten Tönen machen die fünfstöckige Atrium-Lobby zu einem lichtdurchfluteten, einladenden Raum.

Den Architektinnen ging es bei dem Projekt um die Balance aus Alt und Neu: "Wir haben die reiche Geschichte des Gebäudes freigelegt, Bestehendes aufgewertet und gleichzeitig einen Raum geschaffen, der den Bedürfnissen der post-pandemischen Arbeitswelt gerecht wird." Im Zuge des Entwurfs setzte Atelier Cho Thompson auf eine vielschichtige Komposition aus erzählerischen und haptischen Ebenen, indem Sie dort, wo nötig, Dinge wegnahmen und an anderer Stelle Elemente hinzufügten. "Unser Team untersuchte die Geschichte der Fassade des Gebäudes, die eine ausgeprägte Bogengeometrie und detaillierte Ornamente aufweist. Mit einer modernen Sensibilität entwickelten wir eine Detailsprache, die die ornamentalen Elemente des Äußeren in den Kern des Gebäudes brachte." In der Umsetzung bedeutet dies ein spielerisches Nebeneinander von Materialien und Mustern, die sich in abgewandelter Form sowohl in der Innenarchitektur als auch bei den Möbeln und dekorativen Elementen wiederfinden lassen.