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NEW WORK
Zurück ins Büro

Sicher, hygienisch, strukturiert: Wie sich Arbeitsumgebungen an die neue Normalität anpassen lassen.
von Jasmin Jouhar | 28.08.2020

Eins ist klar: Das Homeoffice hat sich als gleichberechtigter Arbeitsort etabliert. Das Arbeiten von zuhause, da sind sich die Experten einig, bleibt uns erhalten, auch wenn die Covid19-Pandemie einmal abgeflaut sein wird – gerade für Tätigkeiten, die eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre erfordern. Ansonsten aber hat das Virus mit vielen Gewissheiten aufgeräumt. Wie wir arbeiten, das muss jetzt vielerorts neu erfunden werden. Forscher, Designer, Architekten und nicht zuletzt Hersteller von Büromöbeln haben sich bereits mit Vorschlägen und Prognosen in die Debatte eingeschaltet. Wenn mehr Menschen dem Büro fernbleiben, um Präsentationen zu erarbeiten, Konzepte zu schreiben oder Akten durchzugehen, dann braucht es zwangsläufig auch weniger Arbeitsplätze in den Unternehmen. Büroflächen könnten mittelfristig schrumpfen. Welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wann und wo anwesend sind, lässt sich digital mit Buchungssystemen und Belegungsplänen steuern. Eine Lösung für große Unternehmen mehrere kleine, regional verteilte Büros sein, sogenannte Hubs, die für die Angestellten leichter erreichbar sind. So fallen Fahrten in vollen Bahnen und Bussen weg, und am Arbeitsplatz treffen weniger Menschen aufeinander. Keine Frage, der Charakter von Firmenzentralen und Unternehmenssitze wird sich weiter wandeln, weg vom klassischen Büro, hin zum Treffpunkt, zu einem Ort des Austauschs und der sozialen Interaktion. Denn, da hat die Pandemie eine alte Erkenntnis neu bewiesen, eine Arbeitswelt ganz ohne persönlichen Kontakt funktioniert auf Dauer nicht. Spontane Gespräche, zufällige Begegnungen und Ortswechsel fördern Kreativität, Wohlbefinden und Produktivität.

In der Praxis

Doch wie kann die sichere, hygienische Arbeitsumgebung aussehen? Möbelhersteller wie Vitra, Steelcase, Wilkhahn oder Sedus Stoll sowie Planungsbüros wie Designfunktion haben dazu jetzt Szenarien und Leitfäden entwickelt. Die Publikationen sind unkompliziert online über die jeweiligen Webseiten erhältlich und sollen Unternehmen dabei unterstützen, ihre Räume an Hygienevorgaben und Abstandsregeln anzupassen. Sie liefern pragmatische Tipps, wie Arbeitsplätze neu konfiguriert werden können, Stichwort: Dichte reduzieren! Zu weiteren Maßnahmen gehören: die Belegung von Besprechungsräumen verringern, die Reinigung intensivieren, Mitarbeiter im sicheren Umgang miteinander schulen. Vielleicht wird ein Barista eingestellt, um Gedränge in der Kaffeeküche zu vermeiden. Markierungen erinnern ans Distanzhalten.

Es gibt auch bereits eine ganze Reihe von Produkten, die Arbeitsumgebungen sicherer machen können. USM beispielsweise hat sein Möbelsystem um einen Schirm aus Plexiglas ergänzt, der einfach an vorhandene USM-Möbel angedockt werden kann. Paravents und textile Screens, mit denen sich Arbeitsplätze abtrennen lassen, bieten ohnehin alle Büromöbelhersteller an. Das Designerduo Kaschkasch hat dazu aktuell das Tischsystem "Creva desk" für Kusch+Co entworfen, das mit Elektrifizierungsboxen, Sichtschutzpaneele und Tablets individualisierbar ist. Konjunktur haben jetzt berührungslose Lösungen mit Sensoren, etwa für Armaturen und Seifen- und Desinfektionsmittelspender wie von Vola, hygn.me by Conmoto oder Tekna. Durch Covid-19 wird auch altbekanntes Wissen wieder aktuell. Beispielsweise töten bestimmte Metalle wie Kupfer Keime ab – deswegen sind Tür- und Fenstergriffe aus den Kupferlegierungen Messing oder Bronze nicht nur stilvoll, sondern auch hygienisch. Ein Türdrücker mit ergonomisch gestalteter Winkelform wie das Modell 1155 von FSB hilft zudem bei der Senkung des Infektionsrisikos, da dieser auch mit dem Ellenbogen bedient werden kann und mit der antibakteriellen Oberflächenbeschichtung FSB Anti-Infection Coating erhältlich ist. Beleuchtungslösungen wie die Integralis-Technologie von Artemide und Luftreiniger helfen mittels UVC-Licht Viren und Bakterien lahmzulegen. Und auch an die Desinfizierung unserer ständigen technischen Begleiter wird gedacht: Der Sanitärhersteller Roca zeigt eine UV-Box namens UVClean, in deren Hülle ein Wasserauslass, ein Seifenspender und ein Händetrockner integriert sind. Während man sich die Hände reinigt, wird in der Box das Mobiltelefon desinfiziert.

So weit, so sauber. Doch welche Maßnahmen Unternehmen auch vornehmen und welche Produkte sie einsetzen: Die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollten im Zentrum stehen. Am besten, sie werden an den Veränderungen beteiligt und um ihre Meinung gefragt. Denn nur wenn sie sich am Arbeitsplatz entspannt begegnen können und sich wohlfühlen, kommen sie gerne wieder ins Büro.