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Tofino, Kanada

Eins mit dem Wald

Mit dem Tofino Beach House auf Vancouver Island und weiteren Projekten zeigen Olson Kundig, wie Architektur ein Gefühl des Einsseins mit der Natur schaffen kann.
von Judith Jenner | 26.03.2021

Es ist ein Stück Paradies nicht weit entfernt von der Großstadt: Vancouver Island ist wohl die beliebteste Ferienregion in Kanada. Um der wilden Natur zwischen Strand und Meer zu huldigen, baute das Architekturbüro Olson Kundig aus Seattle ein Ferienapartment, das für ein einmaliges Naturerlebnis sorgt: Der 230-Quadratmeter-Bau liegt eingebettet in einem Wald, der das Haus vor Stürmen schützt. Im Wesentlichen besteht er aus einem großen Raum, die dem Ozean zugewandte Südseite ist verglast, während die gegenüberliegende Hausfront mit dunklem Holz getäfelt ist und schützend wirkt.

Eine Bühne für die Kunst

Dieses Spiel zwischen der Exponiertheit gegenüber den Naturgewalten und dem Rückzug an einen sicheren Ort drückt sich auch in der Innengestaltung aus. Zwei Kamine spenden Wärme. Die Wände darüber geben den Kunstwerken von Sam Francis und Diego Singh eine Bühne. Eine Erweiterung des architektonischen Vokabulars sind die von Jim Olson extra für das Haus entworfenen Holzmöbel, die sich farblich dem Wald anpassen. Unter verglasten Auskragungen des Sockels wachsen Farne und Strandgras. "Wir wollten, dass das Tofino Beach House bewusst die Grenze zwischen Innen und Außen verwischt. Es schafft eine Verbindung zwischen der Dramatik des nahen Ozeans und dem Gefühl der Geborgenheit, das die Bäume vermitteln", erklärt Architekt Jim Olson. Und fügt an: "Indem wir auf Säulen im Inneren verzichteten und die beiden Schornsteine als strukturelle Stütze für das Haus nutzten, konnten wir einen ungehinderten Blick auf den Ozean bewahren und schufen ein Gefühl des Einsseins mit dem Wald."

Longbranch, Washington

Durch Architektur den Blick lenken

Für Jim Olson ist Architektur ein subtiles Mittel, um den Blick auf Natur und Kunst zu lenken und dadurch intensiver erlebbar zu machen. "Meine Architektur versucht, das Äußere und das Innere zusammenzubringen", sagt er. "Wände, Säulen und Balken rahmen Kunstwerke ein, die die Innenräume durch Farbe, Form und die Geschichten, die sie erzählen, weiter bereichern. Alles ist mit allem verwoben." Dieser Ansatz ist charakteristisch für die Arbeit seines Büros, das Jim Olson vor mehr als 50 Jahren mit seinem Partner Tom Kundig gründete. Als junger Architekturstudent drückte ihm sein Vater 500 Dollar in die Hand, um in Longbeach nahe Seattle das Strandhaus der Familie neu aufzubauen. Der Architekt erweiterte es über die Jahre immer weiter in dem ihm eigenen Stil. Im Laufe seiner Karriere folgten Projekte, mit denen er die Erforschung der Architektur im Dienste der Kunst und der Natur fortsetzte. Ob im brasilianischen Regenwald, in Indonesien, in Costa Rica oder auf einem Weingut in British Columbia, immer richten sich seine Projekte nach ihrer Umgebung aus. Der 81-Jährige stellt fest: "Ich bin unheimlich dankbar mit großartigen Kunden an interessanten Wohnprojekten auf der ganzen Welt zu arbeiten."

Longbranch, Washington