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Kochen für Ästheten

Mit der Küche als programmatisches Kernstück der Planung bauten die Architekten Daniel Schütz und Georg Windeck ein Penthouse in Manhattan um. Der neue Grundriss zelebriert das architektonische Erbe, den Ausblick und die Leidenschaft für gutes Essen.
von Judith Jenner | 28.05.2021

Das Wohnhaus "The Arsley" ist eine der besten Adressen an der Upper Westside in New York City. Das Art-Deco-Gebäude gehört zu den Entwürfen des Architekten Emery Roth aus den 30er Jahren, dessen Bauten die Gegend um den Central Park prägen. Für die neue Innenausstattung wünschte sich der Bauherr eine minimalistische Einrichtung, die im Einklang mit dem architektonischen Erbe steht. Insgesamt fünf Jahre bauten die Architekten Georg Windeck und Daniel Schütz die Wohnung um, änderten den Grundriss, wählten die Möbel aus und entwarfen für das Konzept sogar einzelne Kunstwerke. Das Ergebnis ist eine frei fließende Abfolge der öffentlichen Bereiche entlang einer Diagonale. Damit hoben sie die Aneinanderreihung von Räumen entlang des Korridors auf. Für diese neue Offenheit mussten die Architekten tragende Stützen und Schächte umgehen. Weil die Nassbereiche exakt über denen der darunterliegenden Wohnungen bleiben mussten, ergab sich ein kompliziertes Puzzle.

Die Küche als Skulptur

Im Zentrum des Grundrisses sollte die Küche stehen – das Modell b3 von bulthaup –, denn der Bauherr ist begeisterter Koch und Foodfotograf. "Die Küche wurde im Zusammenhang mit einem möglichst lang gestreckten Raum geplant, um den optimalen Abstand von Kamera und Sujet zu erreichen, und dabei eine elegante, aber nicht zu aufdringliche Umgebung darstellen", erklärt Architekt Georg Windeck.

Die Küche wurde so zum programmatischen Kernstück der gesamten Wohnungsplanung. Ausschlaggebend sind die technischen Details und die Planungsarbeit diese möglichst elegant zu verstecken, wie die Abzugshaube. Die Insel aus Edelstahl genießt als monolithischer Block eine skulpturale Qualität im Raum und ist von den Architekten als verwendbare Installation gedacht. Als Vorbild dienten ihnen Minimal-Art-Skulpturen der 70er Jahre. Die Schränke planten die Architekten derweil als weiß lackierte Tischlerarbeiten, die sich lediglich durch ihre glänzende Lackierung von den matten Einbauten der Wohnräume unterscheiden und sich so sanft in das Gesamtbild einfügen. "Für uns war wichtig, die Küche nicht als getrennten Raum des Apartments zu sehe", so Georg Windeck. "Sie sollte mehr sein als ein Ort, in dem gekocht wird, sondern ein prominenter öffentlicher Bereich, der sowohl im aktiven als auch im passiven Zustand eine visuelle Bereicherung ist."

Licht und Luft

Um eine Verbindung von der Küche zur Terrasse herzustellen, wurde extra ein neues Fenster in die Außenwand eingelassen. So haben die Bauherren die Wahl, innen oder im Freien zu essen. Zudem strukturiert eine Stahlgitterkonstruktion mit eigener Beleuchtung die Dachterrasse und bietet Platz für einen langen Esstisch. Die historischen Art-Déco-Stahlfenster dienten als Inspiration für dieses Konstrukt. Daniel Schütz und Georg Windeck entwarfen sie als eine entmaterialisierte Umkehrung der Wohnung: Die Wände wurden zu Hohlräumen, während die Eckfenster nicht mehr Öffnungen, sondern Strukturelemente sind. Mit ihrem aufwendigen Umbau gelang es den Architekten, die Küche als kommunikativen Ort ins Zentrum der Wohnung zu stellen. Durch die minimalistische Ästhetik haben sie diese zudem von ihrem funktionalen Aussehen befreit und als Skulptur in den Wohnraum integriert.

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