Aufgestockt
Das Bauen mit Ziegeln hat in Dänemark, wie in allen nordischen Ländern, in denen Naturstein rar ist, eine lange Tradition. Bereits im Mittelalter wurde der gebrannte Stein zu einem prägenden Element der Architektur, das bis heute eine bedeutende Rolle im dänischen Bauen spielt. Viele ArchitektInnen kombinieren traditionelle Backsteinstrukturen mit modernen Elementen und schätzen sowohl die Haltbarkeit und die Fähigkeit zur Wärmespeicherung des Ziegels, wie dessen ästhetische Wirkung.
Auch Aarhus, die zweitgrößte Stadt Dänemarks, ist reich an historischen Backsteingebäuden, die teils seit Jahrhunderten bestehen, etwa die Aarhus Domkirche aus dem 13. Jahrhundert, aber auch das jüngere von Gottlieb Bindesbøll entworfene Psychiatrische Krankenhaus (1849), Hack Kampmanns Zollhaus von 1897 oder auch die Aarhus Universität, deren erstes Gebäude 1931 nach Plänen von Kay Fisker, P. Stegmann und C.F. Møller errichtet wurde.
Moderne baut auf Tradition
Die Elise Smiths Skole, eine der ältesten Privatschulen Dänemarks, zählt zu Aarhus‘ historischen Bauten. Gegründet im Jahr 1824, liegt sie mitten im kulturellen Zentrum der Stadt und ist von Museen, Theatern und Bildungsinstitutionen umgeben – ein von Kultur geprägtes Umfeld, das sich auch in der pädagogischen DNA der Schule widerspiegelt. Daher steht es für die Schulleitung auch außer Frage, den Standort zu verlassen. Ändert sich der Raumbedarf, gilt es, vor Ort durchdachte Lösungen zu finden. Im Laufe der vergangenen Jahre haben Nodo Arkitekter aus Aarhus zahlreiche Herausforderungen dieser Art angenommen – ihr jüngstes Projekt: eine neue Versammlungshalle für 150 Schüler und Schülerinnen.
Die Schule besteht aus einem Gebäudeensemble, das sich um einen zentralen Schulhof gruppiert. Das Hauptgebäude, ein roter Ziegelsteinbau, der in Nord-Süd-Richtung verläuft, stammt aus dem Jahre 1888. Ihm fügen sich jüngere Bauten an, die zwischen den 1950er und 1990er Jahren entstanden. Für die neue Versammlungshalle hatte das Team von Nodo Arkitekter eine besondere Idee: Die 165 Quadratmeter umfassende Halle wurde auf einem schon bestehenden zweistöckigen Bau aus den 1950er Jahren errichtet, der höher ist als die anderen Gebäude; früher waren hier Turnhallen untergebracht. Das Bestandsgebäude hat eine einfache Ästhetik mit einem glatten roten Mauerwerk, das von den tragenden Säulen strukturiert wird. Besonders wichtig war es daher, für die Aufstockung eine Lösung zu finden, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt, wie Louise Balle Rosbjerg und Tinne Søndergaard von Nodo Arkitekter betonen: "In einem Job wie diesem ist es besonders wichtig, dass man sich auf den Kontext einlässt. Der Anbau sollte unauffällig, zurückhaltend und modern sein."
Für die Fassadenverkleidung fiel ihre Wahl auf Cover-Elemente des dänischen Traditionsherstellers Petersen Tegl, der seit über 230 Jahren für außergewöhnliches Handwerk, nachhaltige Produktion und exklusive Ziegelprodukte steht. Seit der Gründung im Jahr 1791 hat sich die Ziegelei vom traditionellen Handwerksbetrieb zu einem international renommierten Hersteller entwickelt, der ArchitektInnen und BauherrInnen auf der ganzen Welt inspiriert. Nicht anders erging es dem Team von Nodo Arkitekter: "Die Verblendziegel von Petersen Tegl standen von Anfang an auf unserer Shortlist, da sie nicht nur zum Standort passen, sondern auch traditionelle Ziegel neu interpretieren."
Bei der Aufstockung wurde mit einem Petersen Cover gearbeitet, einer neuen Ziegelverkleidung der dänischen Ziegelei, die von Hand in Holzformen gefertigt wird. Dadurch entsteht eine raue, variierende Oberfläche, die Gebäuden eine besondere Struktur verleiht. Das Farbspektrum reicht von Graphitgrau über dunkles Braun bis hin zu violetten Nuancen, mit teilweise glasierten Bereichen. Ein Vorteil, den auch Nodo Arkitekter für das Schulprojekt zu schätzen wissen: "Durch die Verwendung von Cover anstelle von Ziegeln wirkt das Gebäude weniger monolithisch, da die Oberfläche aufgelockert wird. Die Kunst bestand darin, den richtigen Farbton zu finden, und wir entschieden uns schnell für C56, der von Graphitgrau über Dunkelbraun bis zu Lilatönen reicht. Einige dieser Farbtöne finden sich auch in den Fassaden aus rotem Backstein wieder, aber insgesamt ist der Backstein recht dunkel. Der Kontrast zu den roten Ziegeln unterstreicht den Eindruck, dass der Anbau ein Dach sein könnte."
Die Montage erfolgt denkbar einfach durch rückseitige Verschraubung auf einer Unterkonstruktion – ähnlich der traditionellen Verlegung von Hohlpfannen –, benötigt jedoch keine Dilatationsfugen. Auf diese Weise ist eine schnelle und witterungsbeständige Installation der Ziegel möglich. Zudem nimmt der Petersen Cover nur wenig Wasser auf und fungiert in der Fassadenfläche wie ein wasserabweisender Klimaschirm. Hinzu kommt, dass der Ziegel unkompliziert und ohne Spezialwerkzeug auch wieder demontiert und wiederverwendet werden kann – ganz im Sinne des zirkulären Bauens der Zukunft.
Alt und Neu
Die Elise-Smith-Skole in Aarhus zeigt eindrucksvoll wie zeitgenössische Architektur sensibel und selbstbewusst in historische Strukturen integriert werden kann. Ein durchdachter Entwurf und eine mutige Lösung verbinden den Respekt vor dem Bestand mit den Anforderungen der Gegenwart, funktional wie ästhetisch. Das Ergebnis: ein Gebäude, das sich harmonisch in sein Umfeld einfügt und zugleich eine eigene architektonische Sprache spricht – zurückhaltend und selbstbewusst zugleich.