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Passgenau: Vor dem Brennvorgang wird das Villeroy & Boch Logo auf der Sanitärkeramik fixiert.

STYLEPARK VILLEROY & BOCH
Keramik in Bewegung

Tradition, Zukunft und frische Ideen: Zu Besuch bei Villeroy & Boch in Mettlach.
von Anna Moldenhauer | 02.09.2019

"Giesserei Werk 3" steht auf einem Schild am Eingang zur Produktion. Mit schweren Sicherheitsschuhen an unseren Füßen betreten wir die Halle. Das Rauschen der Maschinen empfängt uns. Auf einem Rost stehen zwei Waschbecken, Rohlinge aus Keramik. Frisch aus der Form befreit, bekommen sie nun den ersten Feinschliff: Ein Mitarbeiter taucht einen Schwamm in das mit Wasser gefüllte Becken neben ihm und fährt in flüssiger Abfolge die Nähte nach. Für die bevorstehende Trocknung und Glasur müssen alle Flächen glatt sein. Ein paar Schritte weiter dürfen wir durch ein Gitter geschützt beobachten, wie ein Roboterarm gleichmäßig die weiße Glasur auf die getrockneten Rohlinge sprüht. Einer nach dem anderen fahren die Rohlinge auf einem Förderband in die Glasurkabine, um innen wie außen ihr Finish zu erhalten. Zwei Schichten trägt die Maschine bis in den letzten Winkel auf, bis die definierte Dicke erreicht ist. Wo Wasser läuft, läuft Glasur, ein Qualitätsmerkmal von Villeroy & Boch – auch an den Stellen, die man mit dem Auge nicht sehen kann. Nach dem passgenauen Aufbringen des Logos am Stempelplatz wird es für den letzten Schritt im Produktionsablauf heiß: 1.200 Keramikrohlinge finden gleichzeitig im Ofen Platz, der von vorne einer Doppelgarage gleicht. Die wahre Dimension wird beim Gang entlang der Brennanlage klar: 120 Meter läuft man an dieser entlang und spürt die ansteigende Wärme in der Luft, die sich im Ofen nach und nach auf 1.200 Grad aufbaut. Über Stunden werden die Rohlinge auf den Brennwagen langsam durch den Ofen transportiert und dabei aufgeheizt, gebrannt und kontrolliert abgekühlt. Beim Brennen gleicht der Rohling die ungleiche Reduzierung der Form aus, denn während des Vorgangs schrumpft diese um bis zu elf Prozent.

Stichprobenartig geschieht im Anschluss die Qualitätskontrolle auf Herz und Nieren: Ein Minimum von 408 Kilogramm Belastung muss ein WC aushalten. Um auch in filigranen Formen die Festigkeit der Keramik gewährleisten zu können, entwickelte Villeroy & Boch in den letzten Jahren den Werkstoff "TitanCeram": Eine Kombination aus Feldspat, Quarz und Ton, die besonders dünne Ränder ermöglicht und dabei alle Eigenschaften hochwertiger Keramik besitzt. Die neueste Kreation ist die matte Glasur "TitanGlaze", welche mit hochreinem, kristallinem Aluminiumoxid eine besonders kratz- und schlagbeständige Oberfläche bietet. In Kombination bilden "TitanCeram" und "TitanGlaze" ein unschlagbares Duo.

Im Detail: Jedes Produkt erhält von Hand seinen Feinschliff und ist somit ein Unikat.
Handwerk und Maschine: Bei Villeroy & Boch gehen beide Techniken Hand in Hand.
Wo Wasser läuft, läuft Glasur: Auch an den Stellen, die man mit dem Auge nicht sehen kann.

"Das Herz von Villeroy & Boch ist aus Keramik", so Elke Novak, Global Brand Director Product Management Ceramic Retail. Und das seit über 270 Jahren: 1748 gegründet, entwickelte sich die einstige Töpferei von Francois Boch schnell zu einem visionären Unternehmen, das Keramikwaren in Serie produzierte. Dazu bot das weiße Steingut von Boch eine bezahlbare Alternative zum teuren Porzellan. Sein Konkurrent Nicolas Villeroy schaffte es parallel Porzellan mit Kupferstichen zu bedrucken, das in der Serienproduktion eine enorme Zeitersparnis bedeutete. 1836 schlossen sich die Familien Boch und Villeroy zusammen und starteten gemeinsam die mechanisierte Produktion von Keramik. Die prachtvollen Räume der ehemaligen Benediktinerabtei Mettlach, in der einst Jean-Francois Boch eine mechanisierte Geschirrfabrik eröffnete, verbinden die Historie mit der Zukunft und dienen dem Unternehmen bis heute als Konzernzentrale. Trotz des automatisierten Herstellungsprozesses bleibt Handarbeit ein bedeutender Bestandteil im Ablauf und lässt ganz nebenbei jedes Stück zu einem Unikat werden. Nachhaltigkeit war seit jeher ein Thema: von der Verwendung regional verfügbarer, natürlicher Rohstoffe bis zur Wiederverwertung der Materialreste, die in der Produktion anfallen. Am Standort Mettlach testet Villeroy & Boch zudem aktuell, die Wärme des Brennofens in Strom umzuwandeln und recyceltes Wasser zu nutzen. Auch während der Verwendung schonen die Sanitäranlagen die Ressourcen: Mit dem Wassersparsystem AquaReduct konnte der Verbrauch pro Spülgang von sechs Liter auf 4,5 Liter reduziert werden.

Virtuell und individuell

Zu den aktuellen Innovationen von Villeroy & Boch gehört das Dusch WC ViClean-I 100. Die gesamte Technik ist in der Keramik verbaut, was ein äußerst flaches Deckel-Design ermöglicht: Auf den ersten Blick ist die Form des ViClean-I 100 nicht von der eines normalen WCs zu unterscheiden. Die Ausspülung der Keramik erfolgt dank der spülrandlosen DirectFlush-Technologie spritzfrei. Die schmutzabweisende CeramicPlus Oberfläche ermöglicht eine leichtere Oberflächenreinigung, während die komplett integrierte Duschdüse automatisch gereinigt wird. Steuern lässt sich die Funktion des WCs mit App oder Fernbedienung. Sich das Dusch-WC ViClean-I 100 sowie die weiteren Produkte von Villeroy & Boch im eigenen Bad vorzustellen, ist dank der kostenlosen Augmented Reality App von Villeroy & Boch nicht schwer: Als virtuelle Ansicht in 3D kann vom Waschbecken bis zum WC jede verfügbare Farbe, Größe und Modellvariante der Sanitärprodukte in Echtzeit in die eigenen vier Wände geladen werden. Soll gleich das gesamte Badezimmer neu geplant werden, können mit dem ebenfalls kostenfreien 3D-Planer, vom Waschbecken bis zur Badewanne, Ideen anschaulich dargestellt werden. Zudem lassen sich dank der detailgenauen Ansicht die Abstände und die Raumwirkung der kombinierten Produkte gut beurteilen. Speziell für Architekten bietet Villeroy & Boch umfangreiche Planungsservices– von der technischen Zeichnung über das Handbuch bis zu den 3D-Daten. "Wir bieten ein breites Portfolio an, das den Kreativen viel Freiraum für individuelle Lösungen lässt", so Elke Novak. Mit der stetigen Weiterentwicklung der Keramik und der Produktionsprozesse gestaltet Villeroy & Boch das Bad der Zukunft mit. Kern aller Innovation bleibt laut Elke Novak der Mensch und sein individuelles Wohlgefühl: "Das Badezimmer wird auch in zukünftigen Konzepten ein Rückzugsort bleiben".

"Das Badezimmer wird auch in zukünftigen Konzepten ein Rückzugsort bleiben", so Elke Novak (re.), Global Brand Director Product Management Ceramic Retail, im Gespräch mit Anna Moldenhauer, Stylepark.