Neues Bauen an allen Ecken und Enden
Thomas Edelmann: Die Ideen des Neuen Frankfurt wurden ab 1925 im Maßstab einer ganzen Großstadt in die Tat umgesetzt. Wie kommt es, dass anders als beim Stichwort Bauhaus, 100 Jahre später vergleichsweise wenig über dieses kulturelle und politische Projekt der Moderne bekannt ist?
Christina Treutlein: Das hängt wohl auch mit Ernst May zusammen. Er war 1930 in die Sowjetunion gegangen, um neue Städte zu entwerfen. Nachdem es für ihn wie seine Gruppe von Architektinnen und Architekten politisch nicht mehr möglich war dort weiterzuarbeiten, konnte er nicht nach Deutschland zurück. Denn da waren bereits die Nationalsozialisten an der Macht. Aufgrund seiner jüdischen Wurzeln, seiner Tätigkeit für das Neue Frankfurt und wegen seiner Arbeit in der Sowjetunion, hätte man ihn ausgegrenzt und verfolgt. Er wurde Farmer in Afrika, später Architekt und Stadtplaner und hat die Kriegszeit dort verbracht. Die Rückkehr nach Deutschland war nicht einfach und erst in den späten 1950er Jahren wurde er in Deutschland als prägender Architekt, Stadtplaner und Berater anerkannt. Wegen seiner Vergangenheit in der Sowjetunion, dann in Afrika, gab es im Nachkriegsdeutschland zunächst Vorbehalte. Die Biografien von Walter Gropius, dem Bauhaus-Gründungsdirektor, wie auch die von Ludwig Mies van der Rohe, dem letzten Bauhaus-Direktor, waren dagegen mit Erfolgen in Lehre und Architektur in den USA verbunden, wohin beide gingen, als ihnen Aufträge im NS-Staat verwehrt wurden. Wir sind ja hier alle vom Westen und von Amerika geprägt. Daher konnte man die Geschichte des Bauhauses so viel einfacher fortschreiben und weitererzählen. Man könnte also sagen, es hängt mit der Entscheidung von Gropius wie von May zusammen, wohin sie gingen, als sie in Deutschland keine Perspektive mehr hatten. Das nahm Einfluss auf ihre spätere Wirkungsgeschichte.
Wäre eine andere Nachwirkung denkbar gewesen?
Christina Treutlein: Allerdings! Frankfurt wird unterschätzt. Alle sprechen vom Bauhaus, wo tolle Ideen entwickelt wurden. Aber durch die geschichtliche Entwicklung geriet manches aus dem Blick. Etwa, dass die Frankfurter Kunstschule einen ebenso revolutionären Ausbildungsplan hatte wie das Bauhaus in Dessau. Die Reform der Kunstschulen war für beide der Ausgangspunkt. In den 1920er-Jahren wurde überlegt, wie man Gestalter ausbildet und was gelehrt werden sollte. Das Bauhaus bot eine Lösung an, in Frankfurt entwickelte man eine andere. Direktor war Fritz Wichert, der unter anderem mit Gropius in Kontakt stand und dessen Konzepte kannte. Wichert führte Städelschule und Kunstgewerbeschule zusammen, setzte dabei aber andere Akzente, förderte viel stärker die freie Kunst. Wichert meinte, man dürfe nicht alles in einen Topf werfen. Für ihn erschien es wenig sinnvoll, dass die freie Kunst in andere Bereiche mit einfließt. So gab es in Frankfurt an der Kunstschule eigene Meisterklassen, Max Beckmann, ein prominentes Beispiel, hat hier 1925 ein Meisteratelier bekommen. Das machte den Standort Frankfurt für Lehrende, Schülerinnen und Schüler viel attraktiver als das Bauhaus in Dessau. Da gab es eine regelrechte Konkurrenz. Später hat man die Fusion aufgelöst, die Städelschule gibt es noch heute. Die revolutionäre Ausbildungsstätte, die für das Neue Frankfurt sehr wichtig war, existiert so nicht mehr. Wichtige Gestalterinnen und Gestalter waren hier tätig, die einen modernen, zeitgemäßen Stil erprobten. Insofern ist es schade, dass das keiner mehr weiß, wie bedeutend diese Schule war.
Mit Adolf Meyer oder Christian Dell gehörten auch Gestaltende dazu, die zuvor am Bauhaus lehrten und sich entschieden, in eine neue Konstellation nach Frankfurt zu gehen...
Christina Treutlein: … auch für Schülerinnen und Schüler gilt das. Was fehlte, war eine griffige Bezeichnung und ein markanter Ort. Von Martin Elsaesser gibt es einen Entwurf für die Kunstschule, die direkt am Mainufer gebaut werden sollte. Nach einem Besuch in Dessau 1927 radikalisierte Elsaesser seine Ideen. Hier wäre eine Archiktekturikone entstanden, die Gropius’ Idee der gläsernen Vorhangfassade aufgriff und weiterentwickelte.
Binnen fünf Jahren entstand zwischen 1925 und 1930 in Frankfurt eine planvolle Stadterweiterung aus Siedlungen mit rund 12.000 bis 15.000 Wohnungen. Wie konnte man so viel und so schnell bauen? Welche politischen und biographischen Voraussetzungen gab es da?
Christina Treutlein: Man hat serielles Bauen 1927 in der Siedlung Praunheim erprobt. Weil Sie nach biografischen Bezügen fragen: May hat in Breslau als Leiter der Schlesischen Heimstätte gearbeitet, bevor er nach Frankfurt kam. Dort war er mit dem Problem riesiger Flüchtlingsströme konfrontiert, die nach Kriegsende nach Schlesien strömten. In kürzester Zeit mussten viele Wohnungen gebaut werden. Felix Philipp, der Leiter der Zentralstelle für die Flüchtlingsfürsorge in Schlesien, hatte 1922 die Idee, Baracken, die im Ersten Weltkrieg als Soldatenlager und Lazarette genutzt wurden, nach Schlesien zu holen. May und sein Team sollten aus den vorgefertigten Holzelementen Bauteile für Wohngebäude machen. Das war ein erster Berührungspunkt mit Vorfabrikation im Wohnungsbau. May und sein Team brachten diese Ideen mit nach Frankfurt und entwickelten sie weiter. Man vergisst aber, wie wichtig Ludwig Landmann war, der 1924 zum Oberbürgermeister gewählt wurde. Seit 1916 war er Dezernent für Wirtschaft, Verkehr und Wohnungsbau und kannte das Potenzial wie die Probleme der Stadt.
Weshalb ist er so entscheidend?
Christina Treutlein: Er hat das Neue Frankfurt lange vorbereitet. In seinen Schriften, die er bereits als Dezernent für Wirtschaft und Siedlungswesen veröffentlichte, plädierte er für serielles Bauen. Er propagierte den Stil des Neuen Bauens, der tatsächlich umgesetzt wurde, das wurde durch Ludwig Landmann von langer Hand geplant. Wenn wir günstig bauen wollen, müssen wir Fabriken entwickeln, die Vorfabrikate für Häuser herstellen, davon war er überzeugt. Mit seiner Wahl zum Bürgermeister konnte er all das umsetzen und holte sich dafür Bruno Asch als Kämmerer und Ernst May als Dezernent für Städtebau an seine Seite.
Was müsste heute geschehen, damit im Wohnungsbau wieder mehr und vor allem so gut gebaut wird, dass man diesen auch noch in 100 Jahren ansieht und sagt: Das ist etwas Besonderes?
Christina Treutlein: Man muss von Menschen und ihren Bedürfnissen ausgehen. Das war im Neuen Frankfurt der Kernpunkt. Vergleicht man die Grundrisse in den Wohnbauten des Neuen Frankfurt wird das deutlich. Das Ernst-May-Haus, in dem wir uns befinden, war für besser situierte gedacht. Die Mehrfamilienhäuser auf der Straßenseite schräg gegenüber waren für Arbeiterfamilien gedacht. Doch die Grundrisse der Schlafzimmer sind nahezu gleich groß. Man hat nicht auf das Budget geguckt, das die Familie hat und daraufhin die Räume entwickelt, sondern man nahm das Bedürfnis zum Ausgangspunkt. Ein Mensch muss schlafen. Er braucht ein Bett, einen Kleiderschrank und einen Nachttisch, die bestimmte Abmessungen haben. Daraus ergibt sich die Größe des Raumes – im Reihenhaus genauso wie in den Mehrfamilienhäusern.
Aber das ist noch nicht alles?
Christina Treutlein: Menschliche Bedürfnisse erstrecken sich auch auf das soziale Umfeld. Die Siedlungen sind in Grünflächen eingebettet. Im Idealfall hat jedes Haus einen Garten, eine Dachterrasse oder einen Balkon. Vor der Tür gibt es Naherholungsflächen. Die Siedlung hatte eine Infrastruktur, soziale Orte wurden mitgeplant. Nicht immer wurde das realisiert. Viele Kirchen und vor allem die Gemeindehäuser, sind leider aus Kostengründen nicht gebaut worden. Aber sie wurden geplant, wie Kindergärten und Schulen. So zum Beispiel in der Römerstadt, in der die Hadrianstraße mit einer Schule, zwölf Ladengeschäften inklusive Café und einer Arztpraxis das soziale Zentrum der Siedlung bildete. Die Bedürfnisse als Ausgangspunkt von Planung und Bau der Siedlungen. Sieht man sich heute so manches neue Wohngebiet an, fällt auf, dass dieser erweiterte Blick auf das Wohnen fehlt, der dazu beiträgt, sich wohlzufühlen. Inzwischen entdeckt man das neu. Zu uns kommen viele Studierende, die sich anschauen, wie man in den 1920er-Jahren Siedlungen und Wohnungen konzipierte, um sich für nachhaltige Planung heute inspirieren zu lassen.
Wir sprachen darüber, dass das Neue Frankfurt heute viel weniger bekannt ist als das Bauhaus. Aber wie sieht es in Frankfurt selbst aus? In Berlin wurden Siedlungen der 1920er-Jahre denkmalgerecht saniert. Das führte dazu, dass seit 2008 sechs Berliner Siedlungen UNESCO Weltkulturerbe sind. Wie kommt es, dass Frankfurt und die Wohnungsgesellschaften einige Siedlungen verfallen lassen?
Christina Treutlein: Wenn ich in anderen Städten gut sanierte Siedlungen sehe, freue ich mich, wie wertschätzend dort mit dem baukulturellen Erbe der 1920er Jahre umgegangen wird. Man kann an vielen Beispielen erkennen, dass es durchaus nicht unwirtschaftlich ist, denkmalgerecht zu sanieren. Wenn ich dann vernachlässigte Siedlungen in Frankfurt sehe, frage ich mich, wieso man hier den Wert dieser Bauten so lange nicht erkannte? Eine meiner Thesen ist, dass in Frankfurt so viele Wohnungen und öffentliche Bauten errichtet wurden, dass man das einfach für normal hielt. Es war normal, in so einem Haus zu wohnen, in so einer Siedlung zu sein, ein solches Gebäude vor der Tür zu haben. Geht man durch Frankfurt, trifft man an allen Ecken und Enden auf Bauten aus der Zeit des Neuen Frankfurt. Wenn etwas so normal ist, verliert man womöglich den Blick dafür, dass es etwas Besonderes ist. Inzwischen arbeiten Denkmalamt und ABG Frankfurt Holding enger zusammen. Wenn man in der Römerstadt durch die Straße Im Burgfeld geht und die Häuser ansieht, werden die heute mit einem veränderten Anspruch saniert. Aber auch da ist noch viel Luft nach oben. Die ABG versucht wirtschaftlich zu denken und Denkmalschutz kostet nun mal Geld, aber es entsteht dadurch auch mehr Wohnqualität. Auch das Thema Nachhaltigkeit müsste bei Entscheidungen einen anderen Wert bekommen. Nichtsdestotrotz ist die ABG ein städtisches Wohnungsbauunternehmen, das heute noch viele neue Wohnungen baut, die dringend benötigt werden.
In Frankfurt gelang es vor 100 Jahren unter Mitwirkung einer großen Gruppe von Architektinnen und Architekten, die Idee der Stadt zeitgemäß neu zu interpretieren. Ist ein solches Projekt heute noch denkbar? Welche Elemente von damals können wir in Planung und Stadtgestaltung heute integrieren? Von welchen Ideen aus der May-Ära haben wir uns richtigerweise verabschiedet?
Christina Treutlein: Im Frankfurt des Jahres 1925 herrschte ein Gemeinschaftssinn als Ernst May zum Stadtrat für Stadterweiterungs-, Hochbau- und Siedlungswesen berufen wurde. Er hat ein effektiv arbeitendes Team zusammengestellt mit jungen Architektinnen und Architekten, um seine Ideen und die Landmanns umzusetzen. Wenn man sich die Bauanträge ansieht, wurden die zum Teil genehmigt, als die Häuser schon standen. Man ist mit Regeln und mit Bürokratie ganz anders umgegangen. Einerseits hat dies das Bauen beschleunigt. Andererseits ist es natürlich problematisch, Regeln zu umgehen und mit starren Grundrissen den Menschen eine bestimmte Lebensweise vorzuschreiben.
Aber heute gibt es einen anderen Kontext?
Christina Treutlein: Man war eher bereit ein Risiko zu übernehmen und Neues auszuprobieren. Was bedeutet es für Architektur und Stadtplanung, wenn man farbrikmäßig Plattenbauten errichtet? Dass die Gebäude auch nach 100 Jahren noch stehen, war damals nicht absehbar. Eine Entwicklung, die für den Mut der Architekten spricht.
Welche Rolle kann die Ernst-May-Gesellschaft spielen, um der Tiktok- und Instagram-Generation das moderne Lebensgefühl der 1920er-Jahre nahezubringen?
Christina Treutlein: Allein die Tatsache, dass wir hier ein Haus haben, wo man hineingehen und etwas ausprobieren kann – das ist etwas, was junge Menschen begeistert. Hier steht man nicht vor einer Wand wie im Museum, sondern wir sitzen jetzt hier an einem Tisch, auf Möbeln, die im Kontext des Neuen Frankfurt entstanden. Bei uns kann man mit Gärtnern, in der Küche das Bügelbrett herunterklappen: man kann das erleben. Es ist keine Belehrung von oben herab und frontal, sondern man kann mitmachen. So können wir Besuchende interessieren, die Ideen der 1920er-Jahre wahrzunehmen und zu überlegen: Was heißt das für mich heute? Eine Einbauküche zu haben, ist inzwischen vollkommen normal. Auch, dass man Möbel selber zusammenstellen kann, wie man möchte. Dass hier die Ursprünge liegen, das fasziniert auch heute noch. Ein solcher Ort bietet viel Potenzial, um die Kreativität einer neuen Generation anzuregen.
In Ihrer Dissertation haben Sie sich mit einem eher unbekannten Protagonisten des Neuen Frankfurts, Carl-Hermann Rudloff, befasst. Was war seine Rolle in diesem Geflecht?
Christina Treutlein: Rudloff war bereits in Schlesien ein enger Mitarbeiter von Ernst May. Zwischen beiden scheint es am Anfang auch auf der persönlichen Ebene eine gute Basis gegeben zu haben. May beauftragte Rudloff, sein Haus in Frankfurt zu projektieren und auszuarbeiten. Es ist ein großer Vertrauensbeweis, wenn ein Architekt einen Kollegen bei einem so persönlichen Projekt mit einbindet. Rudloff wurde Chefarchitekt bei der ABG, der Aktienbaugesellschaft für kleine Wohnungen. Diese städtische Wohnungsbaugesellschaft hat einen großen Teil der Siedlungen und Häuser gebaut, die zum Neuen Frankfurt gehören. Ganz am Anfang gab es eine enge Verschränkung zwischen ABG und Hochbauamt. Die Architekten saßen zusammen und entwickelten, die Typenpläne für Grundrisse, die Küche et cetera. Eine Trennung gab es erst, als die ABG immer größer wurde und in der Elbestraße eigene Räume bekam. Infolgedessen schuf die ABG eine Parallelstruktur zum Hochbauamt. Nun wurden auch bei der ABG Möbel entworfen, eigene Typen entwickelt. Rudloff hat mit dem Team in seinem Baubüro, weitere Typen und Häuser gestaltet, darunter ikonische Projekte wie "Zickzackhausen", ein Wohnblock mit Gemeinschaftshaus in Niederrad. In der Römerstadt stammt der Mehrfamilienhausblock mit Läden und den charakteristisch runden Abschlüssen in der Hadrianstraße ebenfalls von ihm. Auch dieser sehr markante Bau ist für Rudloff typisch. Mit seiner Handschrift hat er das Neue Frankfurt ganz entscheidend mitgeprägt.
Wie haben Sie ihn wiederentdeckt?
Christina Treutlein: Meine Aufgabe war es, seinen Nachlass, den Rudloffs Erben der Ernst-May-Gesellschaft übergeben hatten, wissenschaftlich aufzuarbeiten und sein Œuvre einzuordnen. Doch mir geht es um mehr, nämlich zu zeigen, dass es nicht Ernst May alleine war, der das Neue Frankfurt gebaut hat. Bei vielen Ausstellungen und Publikationen ist vorwiegend von May die Rede. Man vergisst dabei, dass Ernst May der Organisator war, der eine große Schar von Architekten, alles starke Individualisten, zusammengehalten und motiviert hat, hier die neue Großstadt zu entwickeln. Doch er hat dabei nicht den Bleistift in die Hand genommen und Einzelheiten gezeichnet. Das haben die vielen Architekten gemacht, mit denen er zusammenarbeitete. Diese historische Tatsache kam in der bisherigen Geschichtsschreibung und in der Außenwahrnehmung des Neuen Frankfurt bislang zu kurz. Mich überraschten die gestalterische Detailarbeit und der Wille, sich für richtig erkannte Dinge durchzusetzen. Wenn in einem Raum ein falscher Heizkörper stand, musste der ausgetauscht werden, darauf bestand Rudloff.
Wie sieht das heute aus?
Christina Treutlein: Ich bin keine Architektin. Aber heute ist es im Bauprozess sicher kaum noch möglich zu improvisieren, da wird durch Überregulierung viel Kreativität blockiert. Wenn man durch das Ernst-May-Haus geht, kann man die Handläufe und die Wäschestangen sehen und begreifen. Auch für sie hat Carl-Hermann Rudloff kleine Pläne gezeichnet. Tatsächlich sind es Gasrohre, die man auf unerwartete Weise nutzte. Da wurde kreativ gedacht und überlegt, wie man vorhandene Materialien einsetzen kann. Bestimmt gibt es heute Normen, die das verbieten. Damals waren Architektinnen und Architekten frei, sich auf solche Details einzulassen und mit ihnen zu arbeiten.
Kommendes Jahr wird sich Frankfurt Rhein Main als World Design Capital mit Themen rund um Demokratie und Gestaltung befassen. Sehen Sie da Innovationspotenzial?
Christina Treutlein: Ich bin gespannt, was Frankfurt als World Design Capital auf die Beine stellt. Auch die ernst-may-gesellschaft möchte einen Beitrag leisten. Frankfurt ist schon lange eine Designstadt, die 1920er-Jahre spielen dabei eine wichtige Rolle. Es wird aber nicht allein um Frankfurt, sondern um die Region Rhein/Main gehen, etwa mit der Offenbacher Hochschule für Gestaltung. Es gibt also bereits eine Tradition, die als World Design Capital weiterentwickelt werden kann. Viele junge, innovative Leute hier in der Region sind sich der Wurzeln bewusst, wollen aber mit heutigen Mitteln die Zukunft gestalten. Das wird mit dem Projekt World Design Capital unterstrichen. Vielleicht bringt das einen Aufschwung, um Neues zu entwickeln, die Tradition fortzuschreiben und wieder ein bisschen lebendiger werden zu lassen.
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Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17 60594 Frankfurt
Di, Do – So, 10 bis 18 Uhr
Mi 10 bis 20 Uhr

Christina Treutlein ist Kunsthistorikerin und Geschäftsführin der ernst-may-gesellschaft e.V. in Frankfurt. Sie studierte Kunstgeschichte und Kulturmanagement in Berlin, Marburg, Neapel und Görlitz. 2007 legte sie ihre Magisterarbeit vor über Martin Elsaessers Entwurf für eine Kunstgewerbeschule in Frankfurt. 2020 verfasste sie ihre kunsthistorische Dissertation über den Architekten Carl-Hermann Rudloff, einem Protagonisten des Neuen Frankfurt der 1920er-Jahre.