Impulse für morgen
Im Jahr 2025 feiert das Neue Frankfurt seinen 100. Geburtstag – dieses Jubiläum nimmt das Museum Angewandte Kunst als Anlass, der Gestaltungsmoderne am Main aus den 1920er-Jahren zahlreiche Ausstellungen zu widmen. Kuratiert von Grit Weber, ist die Kernausstellung "Was war das Neue Frankfurt?" als Initialraum angelegt: Was war das Neue Frankfurt? Wer waren die ProtagonistInnen; welche Ideen lagen dem Stadtplanungsprogramm zu Grunde und wie haben sich diese auf das Alltagsleben der Menschen ausgewirkt? Insgesamt 16 Kernfragen zum Bauprogramm werden in der Schau beantwortet sowie deren Initiativen, Personen und Aktionsfelder vorgestellt. Der Raum versammelt dabei signifikante Objekte aus der Zeit des Neuen Frankfurt, Texte und eingesprochene Originalzitate, Bilder, Filme, Infografiken und Fotografien, die den Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft spannen. "In dieser Ausstellung begreift sich das Museum vor allem als Bildungseinrichtung. Wir sind kein Ort der bloßen Freizeitbeschäftigung.", so Weber.
"Yes, we care. Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl" widmet sich parallel der Frage nach der Bedeutung des Gemeinwohls im Neuen Frankfurt. Welche Institutionen, Initiativen und Konzepte in Bezug auf Bildung, Haushalt, soziale Fürsorge und Gesundheit gab es vor 100 Jahren und welche Auswirkungen hatten sie auf das Alltagsleben der Menschen? Inwiefern bieten sie Anregungen für die Lösung der aktuellen Krise in den Care- und Pflegeberufen? Und können sie in Zeiten politischer Polarisierung, des Mangels an bezahlbarem Wohnraum und der Manifestierung von Armut Vorbilder für wirksame Gegenmaßnahmen sein? Die Ausstellung soll Anlass bieten, um über den Wert einer sozialen Stadtgesellschaft zu debattieren und positive Impulse geben. Präsentiert werden Objekte, Texte, Fotografien, Film- und Audiobeiträge aus den Bereichen Bildung, Haushalt, Soziales und Gesundheit der 1920er Jahre, die in Verbindung zur Gegenwart wie der globalen Zukunft stehen. "Die Ausstellung 'Yes, we care' gliedert sich in die vier Kapitel Wohnung, Bildung, soziale Fürsorge, Gesundheit und fächert konkrete Beispielen auf, die Frankfurt in der Gemeinwohlpflege organisiert hat", so Grit Weber. Die vorgestellten Ideen bilden zudem eine Verbindung zu dem heutigen Begriff des Social Design.
Beide Schauen sind der Auftakt zu einem reich gefüllten Programm mit über 155 Events, die es ermöglichen, die interdisziplinären Ideen für eine neue demokratische Gesellschaft zu erforschen. Fünf Jahre wurde das Angebot geplant und aufgebaut. "Was ist das neue Frankfurt? Was ist es für uns, den BewohnerInnen der Stadt, der Siedlungen, was ist es für die VertreterInnen der Stadtpolitik, was ist es für die ABG, für die Vorstellungen der ImmobilienmakerInnen? Sind es Sehnsuchtsorte, ist es eine Bühne, sind es Projektionsflächen oder ist es tatsächlich ein Vermächtnis, das je nach persönlichem Wunsch, Möglichkeiten und politischen Handlungsoptionen sehr unterschiedliche Akzente und Bilder hervorbringen kann?", so Grit Weber.
Zu dem Angebot gehört ein umfangreiches Begleitprogramm, das unter anderem öffentliche Architekturführungen, wie Talks, Filmvorführungen und Workshops umfasst. Besonders ist auch der Audiodrive der Künstler Marc Behrens und Hannes Seidl, die dem Publikum bei einer Rundfahrt durch Frankfurt am Main eine Verbindung zwischen dem hastigen Alltag der ambulanten Pflege und der (Selbst-)Fürsorge bieten wollen – umhüllt von sanften Klängen, denen eine heilende Wirkung zugeschrieben wird.
"Natürlich war Frankfurt am Main nicht die einzige Stadt für ein neues Bauen und Gestalten. (...) Aber man kann sagen, dass es nirgendwo sonst einen derart universalen Anspruch gab, mit neuen Formen alle Bereiche des menschlichen Lebens zu erfassen und eine neue demokratische Gesellschaft zu formen. Nirgendwo sonst wurde derart Neues nicht nur gedacht und projektiert, sondern in aller Breite und Vielschichtigkeit realisiert. In der Stadtplanung insgesamt, im Wohnungsbau, im Bildungs und Sozialbereich, in der Mode, im Interieur, in der Industrie und im Kommunikationsdesign, in den angewandten Künsten, in den freien Medien.", so Prof. Matthias Wagner K, Direktor des Museum Angewandte Kunst. Die Ideen wie Krisen dieser Zeit des kulturellen Aufbruchs seien heute umso interessanter, würden uns einen kritischen Blick abverlangen und sollten parallel nicht davon abhalten, mit Freude und Selbstbewusstsein dieses besondere Jubiläum zu feiern, dass auch den Auftakt für das Jahr 2026 bietet, in dem Frankfurt Rhein Main den Titel "World Design Capital 2026" unter dem Thema "Design for Democracy. Atmospheres for a better life" tragen wird, fügte er hinzu. (am)
Was war das Neue Frankfurt? Kernfragen zum Stadtplanungsprogramm der 1920er Jahre
10. Mai 2025 – 11. Januar 2026
Yes, we care Das Neue Frankfurt und die Frage nach dem Gemeinwohl
10. Mai 2025 – 11. Januar 2026
Eröffnung: Freitag, 9. Mai 2025, 19 Uhr
Museum Angewandte Kunst
Schaumainkai 17
60594 Frankfurt
Di, Do–So 10–18 Uhr
Mi 10–20 Uhr