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Die verglasten Ecken des Anbaus lassen sich im Ganzen versenken.

Minimalinvasiver Eingriff

Die Südtiroler Architekten Bergmeister Wolf erweitern ein Haus am Gardasee mit einem gleichermaßen simplen wie spektakulären Anbau.
von Fabian Peters | 21.08.2017

Minimalinvasiv nennen Chirurgen solche Operationen, bei denen der Patient nicht weiter aufgeschnitten wird, als unbedingt notwendig. Minimalinvasiv gingen auch die Architekten von Bergmeister Wolf bei der Erweiterung eines kleinen Altbaus am Gardasee vor. Sie erweiterten seine Grundfläche um mehr als das doppelte und das, obwohl sie weder an neuer Stelle Mauerzüge errichteten noch stark in die alte Bausubstanz eingegriffen haben. Wie war dies möglich?

Der Bestandsbau befindet sich an der engsten Stelle eines trichterförmigen Grundstücks. Ein gewaltiger Garten versteckt sich hinter dem Haus Richtung See, an dessen nördlicher Längsseite sich eine hohe Mauer entlangstreckt. Zwischen dem bestehenden Haus und der für den Anbau verstärkten Gartenmauer, spannen die Architekten ein gewaltiges L-förmiges Dach. Das spart weitere Auflager und schafft gewisse gestalterische Freiheiten. Diese nutzen Bergmeister Wolf dazu, die Gartenseiten des Anbaus fast vollständig als Glasflächen auszubilden. Ein besonderes technisches Kabinettstück sind die stützenlos ausgeführten Ecken des Anbaus, deren Verglasung an einem Stück im Boden versinkt und Ess- und Wohnbereich dadurch in überdachte Terrassen verwandelt. 

Die auf Garten und See ausgerichteten Seiten des Anbaus sind fast vollständig verglast.
Die Übergänge zwischen Innen und Außen verschwimmen bei geöffneter Glasfront.
Das Esszimmer wird im Handumdrehen zur Terrasse.
Der Anbau von Bergmeister Wolf ist streng in der Form und beschränkt sich auf nur wenige unterschiedliche Baumaterialien.