NACHHALTIGKEIT
Wege aus der Krise
"Die Natur ist die Grundlage unserer Existenz, aber sie steht unter beispiellosem Druck. Seit Jahrhunderten gestalten wir Landschaften in unserem Streben nach Sicherheit und Wohlstand und vergessen dabei, dass wir selbst Teil der Natur sind. Es gibt keine schnellen Lösungen für das Ungleichgewicht, das wir verursacht haben. Mit 'Age of Nature' möchten wir zeigen, wie Architektur Teil des Naturkreislaufs sein und ein neues Gleichgewicht zwischen Mensch und anderen Arten fördern kann", so Kent Martinussen, Architekt und CEO des Danish Architecture Center. Architektur im Dialog mit der Natur – das DAC widmet dieser Frage eine umfangreiche Ausstellung, die bis zum 17. Mai 2026 in Kopenhagen zu sehen sein wird. Gezeigt werden Projekte und Utopien internationaler ArchitektInnen, WissenschaftlInnen und KünstlerInnen, die aufzeigen, wie wir mit der Natur statt gegen sie bauen können.
Die Struktur der Kuration bieten dabei Fragestellungen wie: Können wir Städte für eine größere Artenvielfalt bauen? Können wir Platz für mehr Wildnis schaffen, indem wir beispielsweise unsere Lebensmittelproduktion radikal überdenken? Können wir die Stadt in den Wald oder in den Ozean verlegen? Zu den Exponaten gehören die schwimmenden Inseln des niederländischen Studios Ossidiana, auf denen Menschen, Tiere und Pflanzen koexistieren. Mit "Biogenic Building" zeigt das Forschungsteam des CITA (Center for IT and Architecture), wie Seegras und Rinde zu strukturellen Komponenten verwoben werden, die als organische Materialien biologisch abbaubar sind, und demonstriert damit eine Architektur, die auf Verfall statt auf Beständigkeit ausgelegt ist. Dieses Thema präsentiert auch ein Modell des Projekts von Bas Smets in Notre Dame, bei dem natürliche Prozesse genutzt werden, um ein kühles Mikroklima im Zentrum von Paris zu schaffen. Ergänzt wird die Ausstellung durch kurze Videos, in denen sechs ExpertInnen ihre Sicht auf die Themen darlegen – von Carsten Rahbek, der sich mit Biodiversität befasst, und Eline Lorenzen, die sich mit Evolution beschäftigt, bis hin zum Architekten Flemming Rafn, dem Künstler Jonas Colling Larsen, dem Theologen und Bioethiker Mickey Gjerris sowie der Biologin und Biodiversitätsentwicklerin Kristine Kjørup Rasmussen.
"Age of Nature" beginnt in einem KI-generierten Wald – einer künstlichen Naturlandschaft. Von dort aus führt eine Zeitleiste die BesucherInnen durch zwei Jahrhunderte der Entwicklung: Die Weltbevölkerung wächst von einer auf acht Milliarden, während sich die Wildtierpopulationen halbieren und mehr als 70 Prozent der Biodiversität verschwinden. WissenschaftlerInnen bezeichnen dies als das Holozän-Massensterben. Während einst Asteroiden und Eiszeiten das Leben auf der Erde beeinflussten, sind Veränderungen heute durch die Lebensweise des Menschen verursacht. Die Installation "Lung Trees" lässt die aktuelle Bedrohung der Natur anhand lebender Bäume in Plastikzelten anschaulich werden, die an Sauerstoffgeräte und künstliche Beleuchtung angeschlossen sind. Fünf transparente Zylinder zeigen zudem die Bodenschichten aus städtischen Gebieten, ländlichen Wohnsiedlungen, Feldern, Wäldern und Mooren und geben Einblicke in eine Vielfalt, die uns oft verborgen bleibt. Ebenso bietet die Schau Utopien, seien es Miniatur-Ökosysteme mit Lebensräumen für Vögel und Insekten, die mit der Architektur verschmolzen sind oder das Werk "The Great Endeavor" von Filmproduzent Liam Young: Eine Milliarde Menschen bauen sich einen Weg aus der Krise, indem sie CO₂ aus der Erdatmosphäre entfernen. Um das umweltbewusste Handeln der kommenden Generation zu fördern, wurde darüber hinaus ein Frühförderungsbereich mit interaktiven Angeboten geschaffen.
Age of Nature
Dänisches Architekturzentrum (DAC)
Bis 17. Mai 2026
Bryghuspladsen 10
1473 Kopenhagen