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"Viva" von David Regestam
Leicht und bequem: "Viva" dient ein leichtes Holzgestell als Basis, der Sitz besteht aus recyceltem Textil und wird mit Leder oder Stoff bezogen.

Holz und Mensch im Dialog

Der schwedische Möbelhersteller Gärsnäs zeigt sich seit 126 Jahren als Musterbeispiel für hochwertiges Design aus dem hohen Norden.
von Anna Moldenhauer | 09.05.2019

"Ästhetisch, komfortabel und langlebig" sollen die Produkte sein, so Dag Klockby, der zusammen mit seiner Frau Anna und seinem Schwiegervater, dem Innenarchitekten und Designer Åke Axelsson, das Unternehmen leitet. Åke Axelsson entwarf seinen ersten Stuhl für Gärsnäs, "S-217", im Jahr 1963. Seitdem stets mit wachem Blick für die Anforderungen, die in modernen Architekturen an Möbel gestellt werden, präsentierte er Anfang der 2000er-Jahre die Stuhlkollektion "Akustik", die mit einem Schallschutzfilm unter dem Sitz eine Geräuschkulisse in offenen Räumen unterstützt. "Der Stuhl beeinflusst unser Leben mehr als jedes andere Möbelstück", so Åke Axelsson. Und dieser wird bei Gärsnäs seit den Anfängen vor 126 Jahren mit hochwertigem Holz gefertigt, vor allem aus den lokalen Baumsorten Esche, Eiche und Buche. Man bleibt sich treu – auch mit Blick auf die Produktion. Der Ort, an dem bei Gärsnäs die Späne fallen, ist seit Beginn an im gleichnamigen Dorf in Südschweden zu finden. Dag Klockby fährt jede Woche von Stockholm in die kleine Gemeinde nahe dem Walde, um die Produktion zu begleiten. "Beständige Qualität und die Dinge im Detail zu sehen, sind sehr wichtig", sagt er. Und fügt an: "Möbel sind quasi Werkzeuge für Menschen. Sie sollen das Leben einfacher gestalten."

v.l.n.r. Anna und Dag Klockby, Åke Axelsson

Langlebig und funktional

Die Möglichkeiten der Holzverarbeitung und neuer Präzision dank aktueller CNC-Technik lotet das Trio zusammen mit renommierten Designern wie Inga Sempé, Färg & Blanche oder David Ericsson aus. Erst kürzlich feierte die aktuelle Kreation auf dem Salone del Mobile in Mailand Premiere: "Viva" heißt der neue Stuhl von Gärsnäs, den Designer und Innenarchitekt David Regestam vom Architekturbüro Wingardhs entwarf. Mit einem komfortablen Sitz aus recyceltem Textil, bezogen mit Leder oder Stoff sowie einem leichten Holzgestell als Basis, wirkt der Stuhl sehr komfortabel und überzeugt mit simpler Eleganz in der Form. Der Aufbau des Entwurfs ist funktional gedacht: Der Sitz wird samt Bezug einfach auf das Gestell gesetzt und mit Riemen fixiert. Wie unterschiedlich die Charaktere der Stühle von Gärsnäs ausfallen, zeigt sich im Vergleich zu einer weiteren Neuheit in diesem Jahr, dem Stuhl "Hedda". Der Designer David Ericsson ließ sich für seinen Entwurf von traditionellen chinesischen und griechischen Stühlen inspirieren. Das Ergebnis ist sehr robust: Die geschwungene Lehne aus Massivholz läuft zu den Enden sanft in eine Rundung aus und stützt den Rücken, während die Basis von Seitenstreben verstärkt und verziert wird. Platz nehmen darf man auf einer straff gewebten Sitzfläche, für die per Hand 166 Meter Papierkordel verarbeitet werden.

Wie sehr die Nachhaltigkeit jeden Schritt der Produktion der Produkte von Gärsnäs begleitet, zeigt ein Blick in die Produktion: Alle verwendeten Materialien sind soweit wie möglich umweltfreundlich und recycelbar. Der sorgsame Umgang mit Rohstoffen und Energie und die stetige Suche nach umweltfreundlichen Alternativen hat sich Gärsnäs seit Beginn auf die Fahnen geschrieben. Das Unternehmen ist mit der internationalen Umweltmanagementnorm ISO 14001 zertifiziert und die meisten der Produkte tragen das schwedische Qualitätssiegel Möbelfakta. "Das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer nachhaltigen Produktion ist in den letzten Jahren auch bei den Kunden gestiegen", resümiert Dag Klockby, was ihn sehr freut. Für sein Unternehmen sei es interessanter zu zeigen mit welch großem Know-how die handgefertigten Möbel hergestellt werden, statt sich darauf zu beschränken diese in einem Showroom auszustellen. Dazu gehört auch ein Restaurationsservice, den Gärsnäs seinen Kunden vor Ort in Südschweden anbietet. "Wir fertigen Möbel für Menschen und der Dialog mit unseren Kunden ist für uns essentiell", so Dag Klockby.

"Hedda" von David Ericsson

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