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Plug & Light vereint Lichtsteuerung und Stromversorgung - mittels Lichtaufsätzen bietet Gira so ein steuerbares Licht im Innenraum.

STYLEPARK GIRA
Qualität statt Quantität

Die Weltleitmesse für Licht und Gebäudetechnik zieht internationales Fachpublikum zur Messe Frankfurt – welche Lösungen für die intelligente Gebäudetechnik können die Besucher von Gira erwarten? Wir haben bei Hans-Jörg Müller nachgefragt, Leiter für Produkt und Design.
von Anna Moldenhauer | 21.03.2018

Vom digitalisierten Zuhause bis zum neuen Schalterprogramm: Gira gibt auf der aktuellen Light + Building in Frankfurt am Main einen umfassenden Einblick in die aktuellen Möglichkeiten der Elektroinstallationstechnik und Gebäudesystemtechnik. Was genau die Besucher erwarten können und wie sich das traditionsreiche Unternehmen in Zukunft positionieren möchte – das verrät Hans-Jörg Müller, Leiter für Produkt und Design bei Gira, Anna Moldenhauer im Interview.

Anna Moldenhauer: Wo steht Gira aktuell?

Hans-Jörg Müller: Unser Ziel ist es, dass wir uns in allen Geschäftsfeldern im Gleichklang weiterentwickeln. Vom klassischen Mechanik- und Elektronik-Bereich über Design bis zum Thema Sicherheit – wir versuchen, alle Funktionen immer mehr zu vernetzen und eine hohe Bedienerfreundlichkeit zu gewährleisten. Das ist ein Prozess. Da haben wir auch schon die Light + Building 2020 vor Augen. Es ist eine sehr systemische Betrachtung, die Light + Building 2018 ist eine Etappe. Eine schöne Etappe, aber wir sind noch nicht lange da, wo wir hinwollen.

Wo genau wollen Sie denn hin?

Hans-Jörg Müller: Ich nenne Ihnen mal ein Beispiel – wir haben Anfang 2000 ein Türkommunikations-System entworfen, mit dem wir heute sehr erfolgreich sind. Das ist aber ein proprietäres System. Da gibt es zwar Gateways in andere Welten hinein, aber schöner wäre es, wenn die Türkommunikation in die weitere Systeme integriert werden könnte, ohne Gateway. Und das macht man natürlich nicht in zwei oder drei Jahren, das ist ein langfristiger Prozess. Für die mobile Türkommunikation gibt es zudem nun eine eigene Gira Cloud, damit können Sie von außen zugreifen. Es klingelt jemand an Ihrer Haustür und Sie sehen über Ihr Mobiltelefon den Gast, können mit ihm sprechen und bei Bedarf die Türöffnung bedienen, egal wo sie sind.

Mobile Türkommunikation mit dem "Gira TKS mobil".
Mit einem Gira Home Server kann der Gira G1 jetzt auch als Client verwendet werden.

Darf man sich zur Light + Building auf Überraschungen seitens Gira freuen?

Hans-Jörg Müller: Überraschungen wollen wir eigentlich gar nicht. Unser Ziel ist es, alle Bereiche sinnvoll aber auch moderat weiterzuentwickeln. In dem Bereich Smart Home wird sicherlich die intelligente Bedienzentrale G1 eine Evolution sein, die wir kontinuierlich weiterentwickelt haben. Sie ist jetzt einsetzbar in Bereichen wie eNet, also bekommt eine Funksteuerung. Dazu ist sie anbindbar an unser Türkommunikations-System sowie in der Lage unser neues Sicherheits-System Alarm Connect zu steuern. Vor zwei Jahren war der Gira G1 noch mehr oder weniger ein Steuerungsmedium für KNX-Welten. Heute kann man mit diesem Gerät alle Welten bedienen, die wir auf der Messe sehen werden.

Wenn Sie sagen, "neues Sicherheits-System", was genau ist neu?

Hans-Jörg Müller: Wir haben ja ein "Funk-Alarmsystem" im Programm. Das ist schon einige Jahre alt, war auch sehr erfolgreich. Wir haben jetzt ein neues System entwickelt, das mehr Komponenten bietet. Sie können damit Türen und Fenster überwachen, das beinhaltet Bewegungsmelder, interne und externe Kameras. Dazu kann es mit dem KNX und WLAN verbunden werden und ist von innen und von außen steuerbar. Das neue System ist sogar mit dem Smartphone steuerbar. Das konnte das alte System nicht, das war rein proprietär und nur an der Tür bedienbar. Das heißt, wenn ein Alarm losgeht, könnte man theoretisch alle Leuchten damit ansteuern. Zudem verbindet der Gira Projekt Assistent alle Funktionen, man braucht nicht drei oder vier Apps. Der aktuelle App-Hype wird meiner Ansicht nach auch wieder nachlassen. Ich glaube nicht, dass die Leute Lust haben, für die Steuerung ihres Hauses mit fünf oder sechs Apps zu arbeiten. Wir versuchen, systemisch immer mehr diese ganzen Bereiche zusammenzufahren, sowohl für den Endverbraucher wie für den Installateur.

Das Sicherheits-System Alarm Connect lässt sich in die KNX Installation integrieren.
Steuerung der Raumtemperatur sowie Anzeige der Luftfeuchtigkeit mit der eNet Smart Home App.

Wie präsentiert sich Gira auf der Light + Building 2018?

Hans-Jörg Müller: Für die Messe haben wir ein komplett neues Standkonzept mit drei Informationsebenen entwickelt: Die erste Informationsebene ist die ganz klassische Produktpräsentation. Dann bieten wir während der Messe regelmäßig Vortragsreihen für Spezialisten. Das ist neu, das probieren wir zum ersten Mal aus. Und wir präsentieren auf fast zweihundert Quadratmetern eine Smart Home Welt mit unterschiedlichen Anwendungsbeispielen. An den einzelnen Ständen werden nicht nur die Außendienstkollegen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, sondern auch Designer, Produktmanager, Techniker. Die Light + Building ist für uns nicht nur Vertrieb und Kunde, da ist halb Gira auf den Beinen. Wir gehen mit dem neuen Konzept natürlich auch Risiken ein. Ich finde aber gerade eine Messe ist ein Platz, wo man neue Wege einfach ausprobieren muss, um sich weiterzuentwickeln.

Elegante Zurückhaltung: Das System 55 ist jetzt auch in "Schwarz matt" erhältlich.
Einfarbig oder Schwarz/ Weiß und Weiß/Schwarz: Das Schalterprogramm Gira Studio.

Könnten Sie uns ein paar Beispiele geben, welche Produktneuheiten von Gira auf der Messe zu sehen sind?

Hans-Jörg Müller: Wir haben das Thema "Schwarz matt" aufgenommen, quer durch das System 55. Dann zeigen wir ein neues Schalterprogramm Gira Studio, dass neben der Unterputz-Installation auch Aufputz verlegt werden kann. Die Aufputzdosen sind beliebig steckbar, waagerecht und senkrecht. Und die Abdeckung, die da entsteht, ist ein bisschen angelehnt an die Bakelit-Gehäuse der Dreißigerjahre. Eine wunderschöne Sichtinstallation mit runden Glasrahmen, aber Sie können dort ganz im Sinne des Smart Home dreihundert Funktionen aus dem System 55 integrieren, also auch Tasten oder KNX Komponenten. Dann Gira X1, das ist im Prinzip auch eine Weiterentwicklung. Dazu gehört eine einfachere Installation sowie die Möglichkeit der Fernwartung. Das ging vorher nicht. Und dann haben wir den X1 in die Alexa und Sonos Welt eingebunden. Somit ist auch die Sprachsteuerung möglich. Zusätzlich kann der Gira X1 mit unserem Reiheneinbaugerät Gira S1 verbunden werden. Dieses ist der Grundbaustein für den verschlüsselten Datenaustausch und gewährleistet somit die Datensicherheit.

Dem Thema "Smart Home" kommt auf der Light + Building weiterhin viel Aufmerksamkeit zu – wie positioniert sich Gira im Hinblick auf die Konkurrenz?

Hans-Jörg Müller: Für uns macht es mehr Sinn, die Entwicklungen systemisch strategisch anzugehen als möglichst schnell viele kurzlebige Funktionen und Produkte zu präsentieren. Wir möchten, dass unsere Produkte auch noch in zehn, fünfzehn Jahren funktionieren. Und deswegen kann das Thema Menge und Geschwindigkeit für uns nicht der Maßstab sein. Ich bin überzeugt davon, dass sich die schrittweise durchdachten Produkte im Endeffekt durchsetzen werden. Im Gegensatz zu etwas das schnell zusammengefertigt wurde und dann nicht kompatibel mit anderen Systemen ist. Die Produktentwicklung dauert mit dieser systemischen Sichtweise natürlich länger. Aber ich fühle mich da überhaupt nicht abgehängt. Wir müssen nicht bei jeder Funktion der Erste sein. Unser Anspruch ist es ein rundum gutes System zu bieten. Das wissen die Installateure zu schätzen und diese Vorteile wird letztendlich auch der Endverbraucher sehen.


Light + Building
Halle 11.1, Stand B16 / B32
Messe Frankfurt am Main
Ludwig-Erhard-Anlage 1
60327 Frankfurt am Main

Hans-Jörg Müller​, Leiter für Produkt und Design bei Gira.