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Osram wird den Innenraum des Petersdoms mit einer LED-Beleuchtung ausstatten.

LIGHT + BUILDING 2018
Vernetztes Licht

Die Hersteller von Leuchten und Lampen haben den Einstieg in den digitalen Wandel bereits vollzogen – die Light + Building in Frankfurt am Main wirkt so weniger von neuen Produkten geprägt als von veränderten Einsatzfeldern und Dienstleistungen.
von Thomas Edelmann | 16.03.2018

Die südkoreanische Firma LG Display präsentiert unterschiedliche Aspekte der flexiblen OLED-Elemente "Lufex". Ein Seminarprogramm soll Gestaltern deren Möglichkeiten nahebringen. Inwieweit OLED-Licht der "optischen Gesundheit" zugute kommt, wird thematisiert, ebenso die bisherigen Kooperationen mit Architekten oder dem Designer Ross Lovegrove, der mit "Lufex" organisch wirkende Lichtinstallationen schuf. (Agora A30)

"Horticulture Growlight" von Osram zur Pflanzenzucht in Innenräumen.

Nach der Erneuerung der Beleuchtung der Sixtinischen Kapelle 2014 erhielt Osram einen vatikanischen Folgeauftrag: Bis Ende 2018 wird das Innere des Petersdoms tageslichtähnlich in neuer LED-Beleuchtung erstrahlen. Zu den Vorteilen gehört nicht nur eine um 85 Prozent geringere Energienutzung, sondern auch konservatorische Vorzüge, da sich die Lichtquellen nicht in dem Maße erhitzen wie ihre Vorläufer. Für die Betrachter von Architektur, Bauplastik und Kunstwerken gibt es zudem einen entscheidenden Vorteil, wie erste 1:1-Tests mit der neuen Beleuchtung ergaben: Weniger Schlagschatten und damit mehr Details für die mehr als 20.000 Besucher, die täglich in den Petersdom strömen.
Osram präsentiert einige Themen mit Zukunftspotential. Bei "Einstone Track & Trace" geht es darum zur Steigerung der Effizienz, fest installierte Leuchten mit Aufgaben wie der Vernetzung und Ortung von beweglichen Gegenständen zu betrauen, etwa medizinisches Gerät oder Krankenhausbetten. Ein spezielles "Horticulture Growlight" auf LED-Basis soll der Nahrungsmittelproduktion in städtischen Gebäuden auf die Sprünge helfen. (Halle 2.0 B50)

Zumtobel präsentiert auf der Light + Building 2018 die LED-Industrieleuchte "Trinos".

Eines der Highlights am Stand von Zumtobel ist die LED-Industrieleuchte "Trinos". Sie verbindet Flexibilität und Funktionalität eines Tragschienensystems mit der Langlebigkeit und Robustheit einer Leuchte mit Schutzart IP65. Dafür sorgt nicht zuletzt ein dreifacher Dichtungsschutz. Das Aluminium-Profil von "Trinos" ist schlagunempfindlich, korrosions- und wetterbeständig. Bis zu 50 Meter des IB65-Lichtbandes können am Stück installiert werden, dazu werden Dichtungsprofil, Verdrahtung und Abdeckung auf Rollen geliefert. Einzelleuchten sind ab 1,8 bis 2,3 Meter Länge verfügbar. Weitere Neuheiten ordnet die Zumtobel Group dem Themenfeld des vernetzten Lichts zu, was im Motto "Lights. Connectivity. Inspiration" seinen Niederschlag findet. Bei Zumtobel spricht man von "Active Light", das im Gegensatz zu früheren Standards mehr denn je individuell veränderbar und regulierbar ist und anhand von Anwendungsbeispielen für Büro, Industrie, Einzelhandel sowie dem Kunst- und Kulturbereich demonstriert wird. (Halle 2.0 B30)

Philips Lighting widmet seine Messeinszenierung den Möglichkeiten, die sich aus dem Zusammenspiel von Beleuchtung mit dem Internet der Dinge ergeben. Lichtquellen werden zu Datenpunkten, um "mehr Geräte, Orte und Menschen durch Licht miteinander zu verbinden und zu vernetzen." Dazu gehören die neuen Outdoor-Versionen der vernetzbaren LED-Komponenten "Hue", das "Licht als Service"-Angebot "LiSA" oder die LED-Röhre "Master LEDtube Universal T8", mit der Philips herkömmlichen Leuchtstoffröhren zu Leibe rückt. (Forum 0 A01)

Die "Compar" Pendelleuchte ist eine Messeneuheit von Erco.

Erco, in mancher Hinsicht Taktgeber der Branche, möchte sich in diesem Jahr größer und offener zeigen. Zu den Neuheiten gehören die "Compar" Pendelleuchten mit zwei linearen Downlight-Modulen und einer optionalen Uplight-Komponente und mit variierbarer Lichtfarbe. Neben dem Portfolio mit nahezu 10.000 unterschiedlichen Serienprodukten bietet Erco künftig verstärkt auch kundenindividuelle Lösungen unter dem neuen Label Erco individual an. Schon bisher wurden wie für den Louvre in Paris oder den Louvre Abu Dhabi, das Guggenheim Museum Bilbao, den Reichstag in Berlin oder das New York Times Building in Manhattan spezifische Lichtlösungen entwickelt. Deren Besonderheit basierte auf der Qualität der Serienprodukte. Nun ermöglichen neue Fertigungstechniken mehr Flexibilität und Geschwindigkeit, bis hin zum 3D-Druck. Erfahrung und Expertise aus vielen Jahrzehnten Architekturbeleuchtung stehen daher all jenen Kunden offen, die mit Erco anwendungsbezogene Lichtwerkzeuge mit LED-Technik entwickeln möchten. (Halle 3.0 A10)

Unter dem Label Erco individual bietet Erco kunden- und projektspezifische Beleuchtungslösungen an.

Seine drei Systeme "Up", "Side" und "Down" stellte Kreon erstmals 1987 vor. "Up" wurde nun weiter miniaturisiert, "Side" erhielt facettierte Reflektoren von Bartenbach Lichtlabor, "Down" gibt es als neue Variante "Down Ato 80" mit glänzender Strahleroberfläche in Aluminiumoptik. Die Belux-Leuchtenfamilie "Koi" erhielt mit "Koi-q" einen neuen, quadratischen Leuchtenkopf. Bei Kreon sind drei Konzeptstudien zu sehen, hergestellt im additiven 3D-Druckverfahren aus Beton und Keramik, sowie handgefertigte Glasobjekte. Hinzu kommt die Studie "Scale" für Belux. (Halle 3.0 B 61)

Pritzker-Preisträger Alejandro Aravena entwickelte mit Artemide das Leuchtobjekt "O" für städtische Außenräume.
"kreon ato 80" ist eine neuartige Kombination aus Strahler und Einbau-Downlight.

Während mancher Hersteller einige wenige Neuheiten mit nach Frankfurt bringt, breitet Artemide traditionell gleich einen Strauß neuer Entwicklungen aus, von der Erweiterung bestehender Leuchtenfamilien bis hin zu erweiterten Möglichkeiten der interaktiven Verbindung zwischen einem lichtspendenden Objekt, seiner Umwelt und den Nutzern. Beispiele liefert die Zusammenarbeit mit Elemental, dem Büro des chilenischen Architekten Alejandro Aravena. Dessen Lichtobjekt "O" ist für öffentliche Grünräume gedacht, in denen das Bedürfnis nach Sicherheit bislang oftmals zu Lichtlösungen führte, die zum Verschwinden der Dunkelheit im städtischen Außenraum beitragen. "O" soll dank Sensoren nur dann leuchten, wenn Licht tatsächlich gebraucht wird. Zudem löst sich "O" von der Formensprache traditioneller Mastleuchten und wird zum gestalterischen Gebrauchsgegenstand, der je nach Zustand, mal äußerst präsent ist und im nächsten Moment beinahe immateriell erscheint. Auch mit der kabellosen Innenraumleuchte "Huara" lösen sich Aravena und Elemental von tradierten Formen der Wohnraumleuchte. Die einzelnen Segmente ihrer sphärischen Leuchtkugel lassen sich gezielt per Berührung steuern. Aravena zieht eine Parallele zwischen dem ersten und dem jüngsten "Augenblick in der Geschichte des Lichts". Sein Entwurf holt die abstrahierte Himmelsphäre ins Wohnzimmer, um sie mit zeitgenössischer Elektronik zu verschmelzen.

Ein Entwurf der Bjarke Ingels Group (BIG) für Artemide ist die Glasleuchte "Gople".

Neben vielen weiteren Projekten zeigt Artemide einen neuen Entwurf von BIG, der Bjarke Ingels Group. Das Modell "Gople" gibt es in zwei Ausführungen. Beide haben einen Glaskörper aus venezianischem Glas, wobei weißes Glas in Kristallglas ausläuft. Auch metallisierte Varianten werden angeboten. Diese mittlerweile beliebten Effekte verbindet "Gople" mal mit einer traditionellen E27-Fassung, mal mit fest eingebauten LED für direktes und indirektes Licht. Die "Gople RWB" (Red White Blue) lässt sich in der Wellenlänge verändern, je nachdem ob sich in ihrem farbigen Licht Menschen bewegen oder Pflanzen wachsen, deren Photosynthese mit moduliertem Licht unterstützt werden kann. (Halle 2.0 B3/31)

Die Stehleuchte "Parrot" entwarfen Timon und Melchior Grau für Tobias Grau.

Tobias Grau stellt kabellose Tisch- ("Salt & Pepper") und Stehleuchten ("Parrot") vor, letztere entworfen von Timon und Melchior Grau. Diese Neuheiten machen deutlich, dass mit der nunmehr etablierten LED-Technik ein größerer Spielraum für neue gestalterische Typologien entsteht. Für die Bürobeleuchtung liefert Tobias Grau Ergänzungen und neuartige Varianten wie die Pendelleuchte "XT-S Flyiing" oder die für höhenverstellbare und Bench-Arbeitsplätze konzipierten "XT-A Single" und "XT-A Round". Ebenfalls neu ist das minimalistische Glasschalterprogramm "Max Touch" zum Schalten und Dimmen von LED-Leuchten via Bluetooth. Auch Lichtfarbe und Lichtszenen lassen sich damit auswählen und programmieren. (Halle 3.1 A85 + B95)

Die Lichtsteckdose "Plug & Light" von Insta.
Jung und Gira bieten Leuchten für die neue Lichtsteckdose an.

"Plug & Light" nennt sich die Lichtsteckdose, die von Insta erfunden wurde. Die Mutterfirmen Gira und Jung haben die neue Technik in ihren Schalterserien umgesetzt. Auf einem Gemeinschaftsstand in Halle 3.1 stellen die beteiligten Unternehmen die Lichtsteckdose vor mit 12 Volt Niederspannung vor. Künftig können handelsübliche Steckdosen an der Wand oder auch an der Decke mit einem Einsatz ausgestattet werden, der es ermöglicht, wechselnde magnetische Aufsätze zur Raum- und Lichtgestaltung einzusetzen. Die passenden Lichtaufsätze sind um 360 Grad drehbar und lassen sich flackerfrei dimmen. Das Startsortiment der beteiligten Hersteller, zu denen auch Brumberg gehört, bietet unterschiedliche Lichtquellen vom Strahler neben dem Bett, über das Orientierungslicht bis zur kompakten Pendelleuchte. Fluter und Strahler gibt es in passenden Farben und Oberflächen der Gira- und Jung-Schalterprogramme. (Halle 3.1 B90)

Die Installation "Ewo Photometric Engine", entworfen von Clemens Weisshaar und Reed Kram, zeigt Ewo auf der Light + Building 2018.

Bei der Einrichtung der "Stylepark Architects’ Lounge" von Jörg Boner zur Light + Buildung 2016 kooperierten der Systemhersteller Ewo und Stylepark. Bereits damals präsentierte sich das Unternehmen aus Bozen auf dem eigenen Stand mit seinem hohen gestalterischen Anspruch. Wie durchdachtes und abgestimmtes Design wirkt, wurde am einzelnen Produkt wie auch an den Einzelelementen der Kommunikation deutlich. In diesem Jahr debütiert mit der Ewo–"A-Serie" die dritte Generation des modularen Lichtsystembaukastens des Unternehmens. Es bietet besonders effiziente LED-Technik in Kombination mit einem Sortiment neu berechneter Hochleistungsoptiken. Damit lässt sich ein umfassendes Spektrum von der großflächigen Ausleuchtung von Außenflächen hin zu fein dosierter, miniaturisierter Architekturbeleuchtung realisieren. Für die neue Serie wurden Miniaturisierung und die Vorteile des Industry 4.0-Prozesses genutzt, wobei sich "von der Planung bis zur Installation" neue Potentiale in Gestaltung und Effizienz eröffnen, wie Ernst Wohlgemut, Gründer und technischer Direktor von Ewo feststellt. Im Mittelpunkt der Präsentation steht die Installation "ewo Photometric Engine", entworfen von Clemens Weisshaar und Reed Kram. Dieser optomechanische Lichtsimulator macht die Vielfalt möglicher Konfiguration der neuen "A-Serie" deutlich, rund 1,8 Milliarden unterschiedlicher Lichtverteilungen sind darstellbar. (Halle 5.0 B30)