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Gloster pflanzt heute jeden seiner Teakbäume auf der indonesischen Insel Java selbst – so behalten die Plantagenarbeiter die Kontrolle über die Qualität des Rohstoffs.

Teak mit Expertise

Über Tradition, Innovation und eine erfolgreiche Neupositionierung: Unter der Artdirektion des Designers Henrik Pedersen hat sich der Outdoormöbelhersteller Gloster in den vergangenen Jahren deutlich verändert.
von Markus Hieke | 04.06.2019

Die Firmengeschichte von Gloster beginnt im Jahr 1960, als der Däne Paul Wallevik gemeinsam mit Geschäftspartnern und Möbelbauern eine Möbelmanufaktur in Westafrika aus der Taufe hob. Wurde zunächst für den lokalen Markt produziert, folgte bald der Schritt nach Europa. Innerhalb von nur zehn Jahren wurde das Unternehmen zum größten Möbelproduzenten in Afrika und lieferte Komponenten und fertige Möbel an zahlreiche namhafte Einrichtungsmarken. Mit der nächsten Etappe, der Umstellung auf den Wunderwerkstoff Teak, dessen Eigenschaften als überaus langlebiges und witterungsbeständiges Holz man seinerzeit erkannte, wurde die Produktion 1970 nach Indonesien verlagert, wo das Holz seit dem 19. Jahrhundert auf Plantagen angebaut wird. Eigene, nachhaltige Beforstung, wissen wo das Material herkommt – das war den Produzenten seit jeher wichtig. Mit der Marke Gloster startete die Firma 1981 im britischen Bristol. Nun wurden traditionelle Gartenbänke aus Teak hergestellt, mit denen bald Kunden weltweit beliefert wurden. Seit den Achtzigerjahren steht Gloster schließlich für High-End-Outdoormöbel. Neben dem Holzmöbelbau baute das Unternehmen seitdem auch seine Expertise in der Fertigung von Geweben, Aluminium- und Edelstahlkomponenten für Outdoormöbel aus.

Unternehmensgründer Paul Wallevik

Dieses Erbe zu bewahren und mit zeitgemäßem Designanspruch immer neu zu beleben, hat sich Geschäftsführer Gloster Group Svend Loevbjerg zum Ziel gesetzt. Seit 2014 leitet er Gloster mit Standorten in den USA, Deutschland, England und Indonesien. In Arhus, seiner Heimatstadt, fand er in Henrik Pedersen den geeigneten Designer, um die Marke für eine designaffine Käuferschaft attraktiver zu gestalten. "Svend kannte ich bereits aus früheren Projekten", erzählt Henrik Pedersen. "Vor etwa sechs Jahren fragte er mich, ob ich ihn unterstützen würde und ich sagte zu." Die ersten zwei Jahre seien sehr hektisch gewesen, berichtet der Designer. Aus einer Marke, die sehr hochwertige, aber eher konservative Produkte herstellte, entwickelte sich schnell etwas sehr Modernes, das bisweilen so wohnlich wirkt, dass es kaum an Gartenmöbel erinnert.

Designer Henrik Pedersen von 365°Design

Neben dem neuen Markenauftritt sind Henrik Pedersen und sein Team von 365°Design für einen Großteil der neuen Kollektion verantwortlich. Doch Loevbjerg holte auch bekannte externe Produktdesigner ins Boot: Sebastian Herkner, Cecilie Manz, Mark Gabbertas. Was macht nun den neuen Look der Marke Gloster unter Henrik Pedersens Federführung aus? "Wir verbinden die DNA und Handwerkskunst von Gloster mit der Designsprache von Henrik Pedersen", so Svend Loevbjerg. "Seit der Gründung des Unternehmens durch Paul Wallevik vor 60 Jahren hat es bei Gloster immer einen Hauch von dänischem, modernem Einfluss gegeben, obwohl wir als globale Marke agieren." Ein Blick auf die Kollektion bestätigt es: Tonangebendes Element sind schmeichelhaft softe Teakoberflächen, kombiniert mit hochwertigen wetterfesten Polstern und pulverbeschichtetem Aluminiumrohr, wie etwa bei Sebastian Herkners Polstermöbelprogramm "Dune". Zum Salone del Mobile präsentierte das Unternehmen in diesem April mit "Fern" einen Sessel des Offenbacher Designers mit extrahoher Rückenlehne. Sie wird aus Textilschnüren um einen den Körper umschmiegenden Rahmen gewickelt. Die gesteppten Polster sind für einen Outdoorsessel überraschend weich. Henrik Pedersen steuerte außerdem in Mailand mit "Lima" ein modulares Ecksofa mit geflochtener Rückenlehne bei.

Sitzmöbelserie "Dune" von Sebastian Herkner, 2018

Die Beispiele beweisen nicht nur den Anspruch an eine neue, selbstbewusste gestalterische Identität, die zuvor über einige Jahre hinweg etwas tradiert gewesen sein mag. Sie zeigen auch das handwerkliche Potenzial von Gloster, das auf den mehr als 650 festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf Java beruht. Eigentlich beginnt es schon auf den Teakplantagen. Buddhistische Mönche brachten bereits vor mehr als 700 Jahren Teakholz nach Indonesien. Eine Bewirtschaftung in Plantagen begann jedoch erst unter niederländischer Kolonialisierung. Heute kennt man bei Gloster jeden seiner Bäume, denn jeden einzelnen davon hat ein Plantagenarbeiter der Firma gepflanzt. Geschlagen werden die Bäume nach frühestens 50 Jahren. Anschließend wird das Holz getrocknet und sorgfältig sortiert, bevor es weiterverarbeitet wird. Nicht nur deshalb verdienen es die Möbel, möglichst viele Sommer zu überdauern. Auch die Handarbeit, die in jedem Einzelteil steckt, macht die Sessel, Stühle, Sofas, Liegen, Tische und Accessoires von Gloster zu Objekten, die lange für Freude sorgen.

Die Möbel sind raumgreifend, verlangen eher nach großen Terrassen als nach lauschigen Balkonen. Gehört auch das zur Identität? "Wir entwickeln einen Traum mit unserer Marke, der sich in bestimmten Orten und Häusern widerspiegelt. Unser Zielbild sind einzigartige, architektonische Häuser und Außenräume mit Charakter und natürlicher Kulisse", erzählt Svend Loevbjerg. "Es müssen keine großen Häuser sein – es geht mehr um Persönlichkeit und Gefühl. Viele der Loungekonzepte von Gloster sind modular aufgebaut, was sie gleichermaßen für kompaktere Außenbereiche geeignet macht."

Geschäftsführer Gloster Group Svend Loevbjerg
Loungesessel "Fern" von Sebastian Herkner, 2019
Mehr als 650 Handwerker beschäftigt Gloster auf Java.

Identität aus Dänemark, Handwerk aus Indonesien und internationale Nachfrage – Gloster ist eine globalisierte Marke, die sich innerhalb weniger Jahre überzeugend neu ausgerichtet hat. Und die Entwicklung geht weiter: "Unser Hauptaugenmerk liegt im Moment darauf, den Contract-Markt stärker zu erschließen und dafür die entsprechende Balance in unserer Kollektion zu finden", sagt Henrik Pedersen. Die Balance finden der Geschäftsführer und der Gestalter am besten im direkten Austausch: Svend Loevbjergs Haus erreicht der Designer fußläufig, was ihm hin und wieder schon sehr bei spontanen Detailabstimmungen entgegenkam, wie er erzählt. Nur zu den Handwerkern in der Manufaktur kommt Pedersen eher selten, da allein die Reisezeit dorthin und zurück eine Woche beträgt. Gut, dass er sich da auf die langjährige Expertise der Gloster-Mitarbeiter auf der Insel Java verlassen kann.

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