top
Alberto Sánchez und Eduardo Villalón mit dem Modell ihres "Hauses"

STYLEPARK IMM COLOGNE 2020
Offen für alles

Das junge Studio MUT Design aus Valencia hat "Das Haus" für die imm cologne 2020 entworfen. Es steht unter dem Leitthema "Innen und Außen".
von Fabian Peters | 07.01.2020

Kaum ein Gedanke scheint in Köln im Januar ferner zu liegen, als der an das Leben im Freien. Wenn die internationale Möbelmesse imm cologne das Designjahr einläutet, sind die Besucher in der Regel froh, sich in den warmen Hallen aufhalten zu können. Denn vor der Tür warten Schnee und Regen. Dennoch ist die imm in den letzten Jahren immer mehr zum Hotspot für Outdoormöbel geworden. Praktisch jeder namhafte Hersteller hat inzwischen das Thema Garten- und Terrassenmöbel für sich entdeckt. Längst vorbei sind die Zeiten, in denen die Großen der Einrichtungsbranche das Segment den Spezialisten überließen. Inzwischen können gewaltige Summen in Equipment für den Außenbereich investiert werden. Das Angebot reicht von Sitzgruppen für mittlere fünfstellige Beträge über Profi-Outdoorküchen bis hin zu Outdoorbädern mit Dusche und Whirlpool.

Kein Wunder also, das sich auf der imm 2020 auch "Das Haus" – das 1:1-Wohnkonzept, das jedes Jahr von einem anderen jungen Designstudio als Blick in die Zukunft entworfen wird – mit dem Thema "Leben im Freien" auseinandersetzt. Gestaltet hat es diesmal das spanische Studio MUT. Die Designer aus Valencia bringen durch ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller Expormim bereits viel Outdoor-Erfahrung mit. Ihr Hängesessel "Nautica" für Expormim wurde mehrfach international ausgezeichnet. Zu ihrem Entwurf für "Das Haus" ließen sie sich vor allen Dingen vom Leben in ihrer Heimatstadt inspirieren: "Hier sitzen die alten Leute abends vor dem Haus auf der Straße und am Wochenende fahren die Familien ins Häuschen auf dem Land. Dort wird dann über den Holzfeuern in den Freiluftherden die berühmte valencianische Paella zubereitet", beschreibt Alberto Sanchez, Designer und Gründer von MUT Design, das Gefühl, das das "Haus" vermitteln soll.

Konsequent haben die Gestalter den Bau aus Raumeinheiten entwickelt, bei denen die Übergänge zwischen Innen und Außen fließend sind. Vier halbrunde und nach unten konisch zulaufende Wandschirme bilden die Grundelemente des Baus. Sie sind mit dem Rücken zueinander im Kreis aufgestellt, so dass jeder der Wandschirme einen Raum definiert. Die runden, konischen Formen sind unübersehbar aus der Formensprache weiterentwickelt, die die Produktentwürfe von MUT Design zeigen. Bei ihrem "Haus" übersetzen sie diese auf geschickte Art und Weise in eine Architektur, die sich mit dem Thema "Außen und Innen" auseinandersetzt. Denn mit ihren Wandschirmen schaffen sie Räume, die weder eindeutig im Inneren des Hauses liegen, noch eindeutig Außenbereich sind. Im Mittelpunkt des Baus, im Rücken der vier Wandschirme, haben die Designer einen kleinen Patio angelegt. "Im spanischen Haus ist der Patio der zentrale öffentliche Raum des Hauses. Hier wird er stattdessen zum privatesten Platz", erläutert Alberto Sanchez die Überlegungen der Designer.

Ein rechteckiges Dach auf vier Pfeilern überspannt das "Haus". Die Designer öffnen es oberhalb der vier Räume mit großen, kreisförmigen Ausschnitten. Doch wie sollten sie in der Messehalle die Verknüpfung zwischen ihrem großzügig geöffneten "Haus" und der Natur darstellen? Sie entschieden sich, rund um den Bau eine künstliche Wasserfläche anzulegen. "Albufera" haben sie diese getauft – nach der gleichnamigen Lagune vor den Toren Valencias. Überhaupt spielt die Stadt und ihre Baukultur eine wichtige Rolle für den Entwurf. So sind die Wandschirme mit den für die dortige Architektur so typischen Kacheln verkleidet. Eigens für ihr "Haus" haben die Designer eine Wandkachel entworfen, zu deren Form sie die valencianischen Dachziegel inspirierten. Produziert hat sie der Keramikhersteller Harmony, für den MUT Design bereits mehrere Fliesenserien gestaltet hat. Ebenfalls ein Verweis auf die Heimat der Designer ist der rau-weiße Kalkputz Encalado, der in Spanien weitverbreitet ist. Weil es beim Messebau nicht möglich ist, die Wände in traditioneller Technik zu kalken, nutzte MUT Design einen besonderen Farbanstrich von Detale CPH, mit dem die Designer den Eindruck des Encalado in der Küche ihres "Hauses" erzeugen. Den Mittelpunkt der Küche bildet ein gewaltiger holzbeheizter Herd, wie er in Valencia oftmals außen angebaut und dann zur Zubereitung der Paella verwendet wird. Im Schlafzimmer verzichtet MUT Design auf ein traditionelles Bett zugunsten einer Hängematte. Sie wurde nach dem Entwurf der Designer vom spanischen Teppichproduzenten GAN hergestellt, der auch den passenden Teppich für den Raum liefert. Das Bad interpretierten die Designer als einen Hammam und verweisen damit auf die Bedeutung des maurischen Einflusses für die spanische Kultur. Insgesamt zwölf neue Produkte hat MUT Design für das "Haus" auf der imm cologne entworfen und dafür mit Firmen wie Expormim, Diabla und Preciosa Lighting zusammengearbeitet. Die Einrichtung haben die Designer als eine Mischung aus Outdoor- und Indoormöbeln konzipiert. Allein der Patio im Innersten des Hauses bleibt unmöbliert. Als einzig völlig geschützter Raum soll er ein Rückzugsort sein, an dem der Besucher Intimität und Entspannung erleben soll. Hier soll sich nicht das Haus dem Besucher, sondern der Besucher sich selbst öffnen können.


"Das Haus" von MUT Design auf der imm cologne (13. bis 19. Januar 2020, Koelnmesse):
Halle 3.1