Erbe und Moderne
Wer an der Haltestelle "Elbbrücken" des neuen Quartiers in Hamburg aussteigt, kann den Bau bereits bewundern: Das zukünftige Präventionszentrum "PREVIER" streckt sich 18 Stockwerke in die Höhe und wird in Kürze fertiggestellt. Die engmaschige, rötliche Fassade wirkt aus jedem Blickwinkel ein wenig anders, hell wie dunkel. Insgesamt sechs Rot-Abstufungen bietet die individuell entwickelte Gebäudehülle aus Glasfaserbeton von Rieder, die formal wie farblich zum Standort in der Hafencity passt. Sie ist zudem ein Verweis an die traditionellen roten Klinker, die einst vom ehemaligen Oberbaudirektor Fritz Schumacher bis zu seiner Amtsentlassung 1933 im Zuge der nationalsozialistischen Machtergreifung bevorzugt gewählt wurden. Mit der Gleichheit des soliden Materials strebte dieser danach die Schönheit der Altstadt wiederherzustellen, die diese vor dem großen Brand im Jahr 1842 bot. "Klares Raumgefühl, – einheitliche Gestaltung der Baumassen, – Einheitlichkeit im Material, – das sind die großen städtebaulichen Grundsätze, welche das Hamburg predigt, das nach dem Brande neu entstand", so Schumacher in seiner Publikation "Wie das Kunstwerk Hamburg nach dem grossen Brande entstand" aus dem Jahr 1920. Parallel waren Natursteinvorkommen nahe Hamburg nicht auszumachen, so dass der doppelt gebrannte Backstein auch als kosteneffizientes Baumaterial überzeugte. Bis heute prägt dieser noch an vielen Stellen das Stadtbild und schenkt der kühlen Perle im Norden eine warme Note.
Das Architekturbüro Auer Weber hat diese für die Fassade des "PREVIER" aufgegriffen: Rund 17.000 Quadratmeter Großformatplatten und dreidimensionale formparts sind in der Kooperation mit Rieder entstanden, für die eigens sechs Rot-Abstufungen kreiert wurden. Eine individuell gestaltete, langlebige und wetterfeste Gebäudehülle, die es mit dem rauen Wetter der Hansestadt aufzunehmen weiß. Im Detail wurden gut 2.645 vertikale Lisenen im Doppel-U-Profil gefertigt, die als stilprägende Merkmale den Bau passend zu den zahlreichen schmalen Fenstern optisch gliedern. Dazu kamen 2.500 horizontale Brüstungsprofile in U-Form und 1.500 Quadratmeter Platten. Aus den zahlreichen Elementen entstand so eine monolitische Gebäudehülle, die dank der sanften Dynamik der formparts und concrete skin Platten von Rieder eine moderne Ästhetik hat. Diese sind auch haptisch spannend: Die vertikalen Lisenen wurden in den unterschiedlich stark sandgestrahlten Oberflächen "ferro light", die horizontalen Brüstungen in "ferro plus" realisiert.
Über alle Bauteile bietet Rieder eine gestalterische Flexibilität, die den ArchitektInnen eine Vielzahl von Varianten und Formen ohne Brüche im Gesamtbild sowie Planungssicherheit ermöglicht. Mit einer werkseitigen Vormontage und ausgeklügelten Befestigungssystemen war selbst die herausfordernde Lage nahe der Norderelbe kein Hindernis für die Realisierung. Die ganzheitliche Fassadenlösung von Rieder aus einer Hand ist somit ein Beitrag zu einer nachhaltigen Stadtentwicklung, die das architektonische Erbe im Blick behält.