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Gonzalez Haase AAS haben gemeinsam mit Mirko Borsche, Wagner Living und Stefan Diez den Prototyp eines modernen, flexiblen Büros erdacht.

STYLEPARK WAGNER LIVING
Der Erlkönig

Wie arbeiten wir morgen? Was braucht das moderne Büro? Große Fragen, die Wagner Living gemeinsam mit Stefan Diez, Gonzalez Haase AAS und Mirko Borsche in einer Case Study und anhand des neuen Möbelsystems "D2" beantwortet.
Text von Anna Moldenhauer, Fotos von Gerhardt Kellermann | 15.09.2020

Erleben kann man das System "D2" von Wagner Living bereits in Kürze in den Büroräumen des Designers Mirko Borsche in München. In der Paul-Heyse-Straße, nahe dem Karlsplatz, steht der Altbau, in den Borsche mit seinem Team auf insgesamt 300 Quadratmetern eingezogen ist. Die Innenarchitektur stammt von einem weiteren klingenden Namen: Gonzalez Haase AAS. Das Berliner Studio von Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase hat gemeinsam mit Mirko Borsche, Wagner Living und Stefan Diez den Prototyp eines modernen, flexiblen Büros erdacht. "Alle reden darüber wie ein Büro der Zukunft aussehen könnte, wir wollten die Vision in die Realität übersetzen indem wir einen experimentellen, ergebnisoffenen Ansatz gehen", so Peter Wagner. Das System "D2" bietet dafür die Basis: ein Baukasten mit Profilen und Verbindern sowie Wabenplatten aus Karton oder Aluminium. "Mit dem 'D2' System lässt sich eine nachhaltige Kompletteinrichtung in Leichtbauweise realisieren, von Wänden über Kabinen, vom Schallschutz bis zum Messestand", so Peter Wagner. Alle Elemente werden einfach ineinandergesteckt, eine aufwändige Montage ist nicht notwendig. Die Oberfläche ist zudem individuell bedruckbar. Mit Hilfe eines Konfigurators wird man das System ganz nach den eigenen Wünschen gestalten können. Im Anschluss liefert Wagner Living die Verbinderteile und organisiert den Aufbau durch lokale Handwerker. Ein Paradigmenwechsel, denn statt eines bereits festgelegten Aufbaus bietet Wagner Living die Basis für eigene Entwürfe und deren Realisierung. "'D2' lässt sich völlig individuell verändern", sagt Peter Wagner.

Im Büro von Mirko Borsche in München strukturiert das System "D2" den Raum, während man auf dem Drehstuhl "D1" Platz nehmen darf.
Die Hocker der Steharbeitsplätze hat Stefan Diez mit einer schmaleren Version des innovativen Dondola-Gelenks versehen.

Auf Maß gebaut

Im Büro von Mirko Borsche strukturiert "D2" den Raum: Aus Aluminiumleichtbauplatten mit einer Wabenstruktur in 11,5 Millimeter Stärke ist im Zentrum ein neun Meter langer, dreiteiliger Tisch entstanden. Die Aluminiumplatten kommen aus dem industriellen Bereich und wurden für die Verwendung an Flugzeugen konzipiert. Weitere, ebenso leichtgewichtige Möbel sind in den Archivräumen aus Pappwabenplatten mit vier Zentimeter Dicke und in unterschiedlichen Farbkombinationen entstanden. "Alle Elemente des Mobiliars zeigen die Idee einer Rohplatte mit offenen Kanten, die mit einem von Gonzalez Haase AAS entworfenen, maßgefertigten Verbinder aus poliertem, massivem, auf Hochglanz poliertem Aluminium zusammengesetzt wurde. Die strenge, matte Komposition der Tische und Regale erhält so ein einzigartiges Detail. Diese Elemente öffnen den Weg für die Entwicklung des Möbels in einen industriellen Prozess", so Judith Haase.

Im weiteren Mobiliar zeigen sich die bisherigen Meilensteine der bewegten Designgeschichte von Wagner Living: Der Wirtshausstuhl "W-1960" aus grau lackiertem Holz, einst vom Firmengründer Moritz Wagner entworfen, steht Seite an Seite mit dem "D1". Für diese Stuhlfamilie entwickelte Stefan Diez vor zwei Jahren das Dondola-Gelenk weiter, das die starre Verbindung zum Stuhlunterteil entkoppelt und den Rücken beim Sitzen spürbar entlastet. Die Hocker der Steharbeitsplätze im Büro von Mirko Borsche werden nun von Diez mit einer schmaleren Version des innovativen Gelenks versehen. "Wir wollen die Spielräume nutzen, die uns die Mechanik bietet, es reaktiver werden lassen auf die seitliche Bewegung. Zudem möchten wir mit weniger Bauteilen auskommen", so Stefan Diez. Das gemeinsame Projekt im Bureau Borsche dient allen Beteiligten als Labor und kombiniert die Ideen der unterschiedlichen Disziplinen zu einer Case Study. "Wir haben mit diesem Ansatz eine Plattform aufgebaut und interdisziplinäre Verknüpfungen ermöglicht, um wegweisende Beispiele zu entwickeln, die einen anderen Ansatz als bisher verfolgen", so der Designer. Und fügt hinzu: "Die Balance zwischen vielen Parteien zu halten, ist eine Herausforderung, die einen sehr großzügigen Umgang mit dem Urheberrecht voraussetzt, aber wir haben sie hoffentlich gut für alle Beteiligten gemeistert. Ich bin der Meinung, dass interdisziplinäres, vernetztes Arbeiten eine große Chance bietet."

Im Gleichgewicht

Gonzalez Haase AAS haben für die Kooperation eine Innenarchitektur geschaffen, die maximal flexibel ist: Ein Regal aus mehreren Schichten transluzentem Polykarbonat trennt die Bürofläche in zwei Hälften – auf der einen Seite steht der großzügige Arbeitstisch, auf der anderen haben eine kleine Teeküche, viel Stauraum sowie Rückzugsbereiche für konzentrierte Aufgaben Platz gefunden. Dank dem lichtdurchlässigen Material wirken alle Abschnitte trotz der Trennung hell und offen. Bei Bedarf können die Bereiche mit Vorhängen, die bis zum Boden reichen, abgeschirmt werden. Der Wechsel zwischen optisch kühlen und warmen Materialien bietet atmosphärisch eine ideale Balance und schafft für die Mitarbeiter auch akustisch ein angenehmes Raumgefühl. "Wir sind für das Gesamtkonzept bei Null gestartet, sehr idealistisch. Wir hatten den Anspruch einen Erlkönig zu entwickeln, einen Prototyp mit stark künstlerischem Designanspruch", sagt Mirko Borsche. Bei der Wahl der Farbgebung entschied sich Gonzalez Haase AAS für ein Spektrum von Weiß- und Grautönen. Bestehende Elemente wie die Ziegelwand des Altbaus wurden als Zitat erhalten und grau lackiert. Der Bodenbelag aus Betonsteinplatten ist ein Verweis: Auch die U-Bahn-Station Sendlinger Tor in München ist mit diesem Material gefliest. "Ein viel genutztes Büro muss etwas aushalten können", so Mirko Borsche.

Im Erdgeschoss des Gebäudes ist zur Straßenseite hin zudem ein Showroom geplant, in den bereits die Front aus Glas einen ersten Einblick gibt. Ebenso transparent, aber mit einer Verglasung der Superlative wird aktuell in Kooperation mit Titus Bernhard Architekten ein weiteres Großprojekt von Wagner Living fertiggestellt: Das "W-LAB" in Langenneufnach, welches als Designlabor, Showroom und Arbeitsplatz zugleich dienen soll. "Wie im Büro von Mirko Borsche wird auch im 'W-LAB' nichts von der Stange sein", sagt Peter Wagner.


Am heutigen Dienstag, den 15.09.2020 ab 16 Uhr kann das Möbelsystem "D2" im gemeinsamen Projekt von Wagner Living, Stefan Diez, Gonzalez Haase AAS und Mirko Borsche live via Instagram erlebt werden! @WAGNER_LIVING

Mit dem "D2"-System von Wagner Living lässt sich für jede denkbare Nutzung eine nachhaltige Kompletteinrichtung in Leichtbauweise realisieren.
Alle Elemente werden einfach ineinandergesteckt. Mit Hilfe eines Konfigurators wird man das "D2"-System ganz nach den eigenen Wünschen gestalten können.