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Stylepark Zumtobel
Von Indoor-Straßen und Lichtbrücken

Welche Räume braucht eine Kunst, die eigentlich im Straßenraum zuhause ist? Wir haben mit Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit von Graft Architekten über ihren Entwurf des "Urban Nation" Street Art Museums in Berlin gesprochen.
18.11.2017
Das Urban Nation Museum for Contemporary Art ist Berlins neuer Hub für Street Art.

Adeline Seidel: Ein Museum für Street Art klingt ein wenig paradox. Wie kam es zu diesem Projekt?

Graft Architekten: Da muss man ein wenig ausholen, um den Hintergrund für das "Urban Nation Museum For Contemporary Art" zu erläutern. Einer der Initiatoren ist die Gewobag, eine Berliner Wohnungsbaugesellschaft, die zugleich auch zahlreiche Kiez- und Jugendprojekte gestartet hat – vom Box-Club über Malklassen bis hin eben zu Street Art- und Graffiti-Kursen. Professionelle Unterstützung erhielt die Gewobag von der Kuratorin Yasha Young, die in der Szene sehr gut vernetzt ist. Diese Beteiligten entwickelten die Idee, einen Ort zu kreieren, der eben nicht flüchtig ist, sondern der wie ein "Hub" funktioniert; ein Treffpunkt, an dem über Contemporary Urban Art nachgedacht wird, und das, was es derzeit gibt, auch ausstellt und diskutiert.

Aber Street-Art ohne Straße? Wie soll das gehen?

Graft Architekten: Die Frage nach der Straße ist eine ein guter Ansatzpunkt. Denn natürlich braucht ein Ort wie dieser eine Art "Street Credibility". Und das wird zum einen gewährleistet durch die exzellenten Kontakte zu den Künstlern, die weltweit mittlerweile schon im Auftrag von Städten arbeiten – man denke nur beispielsweise an JR. Und zum anderen durch eine intensive Einbindung all dessen, was in diesem "Hub", im Kiez und in der Community passiert. Das Museum ist nicht so ein Ort, der einmal im Monat aufmacht und dann wird gemeinsam auf High Heels Schampus getrunken und über Kunst verhandelt, sondern da ist jeden Tag Programm. Es ein Experimentierort. Und "Straße" ist insofern auch immer ein wichtiger Begriff, weil wir versucht haben, wirklich die Straße ins Haus zu holen.

Die Außenwand des Museums dient ebenfalls als Ausstellungsfläche.

Warum ist dann das Museum in einem typischen Berliner Altbau gelandet – mal davon abgesehen, dass die Hauswände gerne besprüht werden...

Graft Architekten: Unserer Meinung nach ist das Haus eine sehr gute Wahl: Eben ein ganz konventionelles Wohnhaus in Schöneberg zu nehmen und nicht in eine schöne Baulücke eine kleine Schmuckschatulle für Kunst bauen. Für uns als Architekten stellte sich dann die spannende Frage: Wie schaffen wir es, ein Überraschungsmoment zu kreieren? Und wie schaffen wir es, den Außenraum, den Stadtraum, den Straßenraum in dieses Wohnhaus zu bringen? Genau diese Frage wurde dann zum Ausgangspunkt für ein Konzept.

Und wie haben sie es gemacht?

Graft Architekten: Wir haben zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss die Decken entfernt und so sehr hohe Räume geschaffen. Sieben Meter hohe Wände sind für Street Artists, die es ja gewohnt sind, große Formate zu schaffen, eine akzeptable Höhe. Dennoch wollten wir auch ein anderes Erleben dieser Kunst ermöglichen. Ein Erleben, dass man im Straßenraum nicht oder nur sehr selten haben kann. Und so entschieden wir uns, im ersten Obergeschoss Brücken einzufügen, durch die man ganz nah an diese Bilder herantreten und die Perspektive auf das Werk wechseln kann. "Wie ist der Pinselstrich?" oder "Wo hat einer etwas geklebt und dann übermalt?" – all dies kann man durch die Brücken eingehend untersuchen. Und so ist dann ein Rundlauf entstanden, mit dem die Räume aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmen kann.

Mit dem Supersystem II von Zumtobel lassen sich die unterschiedlichen Raumsituationen bestens ausleuchten.

Normalerweise ist Street Art dem wechselnden Tageslicht ausgesetzt. Wie gehen sie im Museum mit der Beleuchtung um?

Graft Architekten: Wir wollten ideale Lichtverhältnisse zu schaffen – wenn man schon Street Art in Innenräumen betrachtet, dann sollte sie so neutral wie möglich ausgeleuchtet werden. Denn nur dann kann man wirklich jedes Detail wahrnehmen. Als wir die Beleuchtung planten, entpuppte sich unsere Idee mit den Brücken auch hierfür als äußerst nützlich: Denn wir konnten die Unterseiten und die Seiten der Brücken nutzen, um die Beleuchtung zu integrieren. Das hatte den Vorteil, dass wir von den Wänden komplett wegbleiben konnten – ein absoluter Vorteil für das Ausstellen solcher Kunst. Die Schatten, die entstehen, unterstützen zudem die Architektur und die Wegeführung. Für die Architektur, für jede einzelne Raumsituation ist es einfach wichtig, dass man ein gutes Lichtkonzept hat.

Und warum viel die Entscheidung auf das "Supersystem II" von Zumtobel?

Graft Architekten: Das "Supersystem II" ließ sich am besten in die Architektur integrieren – es ist ein Schienensystem, was praktisch zu einem Teil der Architektur wird und die Anforderungen der Kuratorin erfüllt. Und diese waren Flexibilität in der Lichtpositionieren und die Wandelbarkeit in Lichtstärke und -farbe.

Die Lichtlösung von Zumtobel unterstützt das Konzept der Kuratorin: Wechselnde Ausstellungsstücke bedürfen eben einer entsprechend flexiblen Beleuchtung.
Die "Ondaria tunableWhite Pendelleuchte" kommt in den Projekträumen zum Einsatz und sorgt für angenehme Ausleuchtung der Arbeitsplätze.
Gründeten Graft Architekten 1998: Lars Krückeberg, Wolfram Putz und Thomas Willemeit.