Produkttypologien

„Eine unreine Zunge schmeckt nicht; stumpfe Organe empfinden nur nach den schärfsten Reizen, oder sie kauen mehr, als sie empfinden.“ – Johann Gottfried von Herder

Claudia Kleine und Jörg Kürschner sind gemeinsam „Formstelle“. Am Stand von Thonet auf der imm cologne hat das Designerduo einen vieldiskutierten Lounge Chair präsentiert. Thomas Wagner hat mit den beiden über den „808“, den Designprozess und die Frage gesprochen, wie man sich einigelt und trotzdem offen bleibt.

Der in Veneto ansässige Leuchtenhersteller Foscarini setzt konsequent auf die Kraft des Designs. Statt selbst Modelle zu entwickeln, hat man ein System entwickelt, im Rahmen von Projekten überzeugende Entwürfe auszuwählen.

Weiche Polster, Kissen und manchmal ein Gestell drumherum – in der Typologie des Sofas gibt es weniger Brüche als Varianten. Das Potpourri, das auf diese Weise entsteht, hat gleichwohl jede Menge Reize.

Außer im Bett verbringen wir an kaum einem Ort so viel Zeit wie auf unserem Bürostuhl. Folgerichtig soll er uns dabei unterstützen, angenehm und gesund zu sitzen. So einfach sich dieses Ziel auch formulieren lässt, dafür die richtige Umsetzung zu finden, bleibt eine Herausforderung.

Was ist ein Sofa? Ein Möbel zum geselligen Beisammensitzen oder zum individuellen Entspannen? Oder beides? Und was hat das mit Freuds Couch und dem Orient zu tun?

Tische müssen belastbar sein, ganz gleich mit welcher Konstruktion. Nur dann kann man im Falle der Fälle mal kräftig auf den Tisch hauen. Am liebsten sitzen Menschen aber an „einem“ Tisch, wie ein Blick auf die Historie, Metaphern und aktuelle Produkte vermuten lässt.

Das Bett ist nicht allein zum Schlafen da. Man kann darin lesen, schreiben, essen, fernsehen, telefonieren, zeichnen, herumtollen, große Pläne schmieden, schmusen und sich dem Liebesspiel hingeben. Dafür, dass es uns von der Geburt bis zum Tod dauerhaft durch das Leben begleitet, findet es erstaunlich wenig Beachtung.

Modular, flexibel und anpassungsfähig – multifunktionale Objekte scheinen das Möbel unserer Zeit zu sein. Doch wenige Lösungen verdienen den Titel „vielfach verwendbar“.

Ist der Schaukelstuhl die Fortsetzung der Wiege? Eine Glücksdroge? Oder ein nostalgischer Gegenstand, der von einer Zeit zeugt, als Ruhe und Nachdenklichkeit noch geholfen haben? Wäre er nicht mehr als das, dann gäbe es wohl kaum so viele gestalterische Ansätze und Lösungen.

„Billy“, „String“ und „USM Haller“ zählen hierzulande wohl zu den bekanntesten Regalen. Tatsächlich entwickelten sich in den letzten hundert Jahre eine ganze Reihe an Regaltypen. Mal erscheint es als Teil der Architektur, mal als Einrichtungsgegenstand für Ausstellungen, schließlich als einfaches Wohnzimmermöbel – und manchmal bricht es auch zusammen.

Ein Sessel verheißt Gemütlichkeit. Das ist seine Stärke, aber gleichzeitig auch seine Schwäche. Denn nichts wirkt so staubig wie Opahaftigkeit. Umso besser, dass Modelle wie „EC03 Eugene" und „Alcove Highback" den Sessel mehr als zeitgemäß erscheinen lassen.

Nicht nur die Herkunft des Begriffs, erst recht die Zukunft des Regals erscheint derzeit offen. Da gibt es einerseits das Hochregallager. Es boomt. Das Regal in Wohnung, Haus oder Bibliothek hingegen gerät in die Krise, seit sich digitale Medien des Buches bemächtigen.

Was macht man, wenn man sich hinsetzen möchte und es ist kein Stuhl in Sicht? Man nimmt einen Baumstumpf, einen Betonblock oder einen Koffer als Notsitz. Bastelfreudigen steht es natürlich frei, aus diesen und jenen Fragmenten eine Sitzgelegenheit nach eigenem Gusto zu bauen.

Jeder Designer, der etwas auf sich hält, muss im Laufe seiner Karriere einen Stuhl entworfen haben. Selbst Designtheoretiker beziehen sich immer wieder auf den Stuhl, um aktuelle Entwicklungen zu analysieren. Trotz vieler technischer Neuerungen dominiert momentan die Vorstellung des Substanziellen und Supernormalen.

Die legendäre Ausstellung „Italy – The New Domestic Landscape“ zeigte 1972 im New Yorker MoMA die Entwürfe italienischer Gestalter. Der Katalog zur Ausstellung berichtet noch heute von einer gestalterischen Haltung, für die gesellschaftliche Verantwortung selbstverständlich war. Viele Fragestellungen sind deshalb auch für die heutige Gestaltergeneration überraschend aktuell.

Der englische Clubsessel galt lange als der Inbegriff von Luxus. Doch wie konnte eine zeitgemäße Version aussehen – befreit von historischen Schnörkeln und bourgeoiser Machtdemonstration? Ein Gang durch die Geschichte des Lounge Chairs von Entwürfen des Ehepaars Eames bis zu den Campana-Brüdern.

Kaum ein Möbel ist so unscheinbar wie der Hocker. Als kleiner, vielfältig einsetzbarer Helfer muss er sich zumeist im Hintergrund halten. Doch einige Exemplare stechen hervor und gebühren einer genaueren Betrachtung. Und ohne vorgreifen zu wollen: die Tendenz geht zu Hockern aus Stroh.

In den kommenden Wochen wollen wir ein Experiment wagen. Wir werden wichtige Produkttypologien vorstellen. Nicht nur, um darüber zu informieren, was es an Stühlen, Hockern, Regalen, Sesseln und Büromöbeln so alles gibt, sondern auch, um in der Entwicklung der jeweiligen Produktfamilie nach Brüchen, Revivals und Reprisen Ausschau zu halten.