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"Surface Club" von Lab La Bla

REVIEW – STOCKHOLM FURNITURE FAIR 2024
Pragmatisch und gutgelaunt

"Ein Testfeld für neue Ideen" war das Leitthema der Stockholm Furniture Fair vom 6. bis zum 10. Februar 2024. So nüchtern wie der Titel wirkte die Präsentation bei weitem nicht, stattdessen wurde schnell klar: Das nachhaltige Experiment wird spielerisch.
von Anna Moldenhauer | 16.02.2024

Schon im Eingangsbereich der Stockholm Furniture Fair durfte ein Pavillon aus rosafarbenem Textil entdeckt werden, der "Reading Room" vom italienischen Designstudio Formafantasma – die diesjährigen Ehrengäste der Messe. Für Artek haben Simone Farresin und Andrea Trimarchi die Lieferkette des Unternehmens optimiert und eine neue Holzauswahl gewählt, die natürliche Merkmale wie Äste und Insektenpfade zulässt. Die Tische, Bänke und Stühle im "Reading Room", die einst Alvar Aalto für Artek entwarf, sind so aus Wildbirke gefertigt. Mit dem Ziel eine "Forest Collection" zu bilden, sollen weitere Möbel aus dem Sortiment folgen. In den in diesem Jahr bespielten Hallen A und C waren weitere kuratierte Räume zu sehen, die Erlebnis und Information boten, wie die Bars "The Yellow Thread" von Färg & Blanche, "Surface Club" von Lab La Bla und die "Greenhouse bar" von Stamuli. Für die gewünschte Interaktion mit den BesucherInnen setzten Lab La Bla beispielsweise auf Minigolfplätze, Hot Dogs und DJ-Abende – und schafften es dennoch zu vermitteln, dass ihr hauptsächliches Anliegen die Umweltverantwortung ist. Gemeinsam mit Cooloo entwickeln sie materialbasierte Lösungen für neue Umweltstrategien wie Beschichtungen auf Abfallbasis. Alle Elemente der Installation waren wiederverwertbar oder recycelt, inklusive dem Bodenbelag von Bolon. Gleichermaßen nutzt der litauische Hersteller Herleven Abfälle aus der lokalen Leder-, Kork- und Textilrecyclingindustrie für Lounge-Sitzmöbel mit außergewöhnlichen Formen: "Wave" mutet so wie aus Beton an, bietet aber einen hohen Komfort, ist robust und sowohl für den Innen- als auch für Außenbereich geeignet.

"Reading Room" von Formafantasma

Neue Technologien für die Verwendung von recycelten Materialien sowie das unbehandelte Holz, das nicht perfekt sein muss, waren zwei Themenbereiche, die von zahlreichen Kreativen und Unternehmen aufgegriffen wurden. In Form von Stühlen durften diese gerne massiv, schnörkellos und mit einem Kufengestell ausgestattet sein – teils erinnerten sie an Modelle aus der eigenen Kindergartenzeit. Wie "Forest" von Frederik Mattson für Form Miljö, der "Bullnose Chair" von Marco Compardo für Hem, der "016 Maasto Dining Chair" von Ronan Bouroullec für Vaarnii oder der "S2 Easy Chair" von Brutwork. Contemfurniture verarbeitet für seine Modelle Schadholz und Möbel aus Abbruchhäusern zu klaren und langlebigen Möbeldesigns. Auf die Spitze trieben es Bodafors Möbler AB mit einem überdimensionalen Stuhlmodell, das wie eine Skulptur auf der Fläche thronte. Großzügig, schwer, beständig: das ist auch der "015 Peace Outdoor Lounge Chair and Footstool" von Faye Toogood für Vaarnii aus ThermoWood® Pinie, der die Form klassischer Gartensessel aufgreift und laut dem Hersteller als "architektonische Bereicherung für den Außenbereich" gelesen werden soll. Passend dazu die Objektserie "Primitive Arrangements" von Nick Ross, die von Elementen des skandinavischen Bootsbaus aus der Bronzezeit, von Wikingerschmuck und von stehenden Steinen inspiriert ist.

Die Ishinomaki Laboratory bot einen Einblick in ihre Kollektion von Holzmöbeln, dessen kreativer Kern es ist, mit reduzierten Ressourcen, sei es Material oder Fachkenntnis, das maximale Ergebnis zu erreichen. Teil dessen war die "Studio Wall Lamp" von Taf Studio. Gegründet wurde das Unternehmen 2011 als öffentlicher Workshop für die Gemeinde Ishinomaki, die durch einen Tsunami verwüstet wurde. Einen sehr persönlichen Ansatz zeigte der Industriedesigner Lars Hofsjö: Sein Projekt Lumberyard entstand mitten in der Hochphase der Covid19-Pandemie, und umfasst eine Holzmöbelkollektion, die seither fortlaufend von ihm erweitert wird. Alle Stühle, Hocker, Beistelltische haben klare, geometrische Formen und werden mit Materialien aus dem örtlichen Holzlager hergestellt.

"015 Peace Outdoor Lounge Chair and Footstool" von Faye Toogood für Vaarnii

Die Rückbesinnung auf das Wesentliche in unsicheren Zeiten übersetzen die Kreativen in Möbel, deren Form als verlässlicher Lebensbegleiter klar und kräftig wirkt – der Ansatz war nicht minder bei Arbeiten der jungen Kreativen zu sehen, wie für den Sessel "Alm" von Callum Miller, der im Grunde ein Baumstumpf mit einer Sitzmulde und angedeuteten Armlehnen ist, oder der "Makertable" mit säulenförmigen Beinen und schlanker Tischplatte von Magdalena Jonsson, beide Studierende an der Konstfack University. Wojtek Wroz, Student an der Lund University, hat zudem für das "WuW Project" einen Hocker aus Eiche entworfen, dessen Einzelteile flexibel ausgetauscht werden können. Die Basis bietet ein 3D-gedruckter Verbinder aus recyceltem PET-Kunststoff, in den die Beine jeweils fixiert werden können. Alexander Morén, Granas-Malin Kristiansson und Maja Berthin Tingström schufen in Kooperation mit NC Nordic Care aus Eichenholzfurnier und MDF den Tisch "Faba". Das asymmetrische Design mit abgerundeten Ecken und Sternfuß ist barrierefrei.

Anna Herrmann nutzte Pflanzenfarben, um String Design Regalen einen neuen Auftritt zu verleihen. Ihre Arbeit wurde mit dem Scholarship of Ung Svensk Form 2024 ausgezeichnet. Die Interesting Times Gang, die bereits im letzten Jahr mit Möbelformen aus dem 3D-Drucker für Aufmerksamkeit sorgte und neben recycelten Fischernetzen unter anderem Myzel, Zuckertang oder Orangenschalen als Material verwendet, zeigte Tischsockel aus pazifischen Austernschalen sowie einen Prototypen der neuen Tischleuchte "infauna". Dynamisch sind auch die Möbel des reform Design Lab oder von Model No., die aus Biokomposit 3D-gedruckt werden. Model No. nutzt als Grundlage für den "Esker Chair + Ottoman" beispielsweise Pflanzenabfälle aus der Landwirtschaft.

Stand der Konstfack University auf der Greenhouse-Fläche

Ideen für die Zukunft des Bauens bot derweil die Sonderschau "Farming Architects" von Jordens Arkitekter auf 300 Quadratmeter, die eine Brücke zwischen aktuellen Baupraktiken und neuen nachhaltigen Lösungen schlug. Im Fokus stand der kreative Prozess mit Skizzen, Modellen und Inspirationsquellen sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit der ArchitektInnen mit WissenschaftlerInnen. In der Materialbibliothek konnten beispielsweise Produkte aus Schaumglas von Cellglas Sweden, das EcoCocon-Strohbausystem oder die Cradle to Cradle-zertifizierte Akustikplatten von Troldtekt entdeckt werden. Sehenswert waren darüber hinaus die neuen natürliche Verkleidungen für Akustikprodukte von Slalom, wie "Bloom": Bestehend aus Naturfasern und Blütenblättern bleibt die Ästhetik und der Duft der verwendeten Wiesenblumen im Material erhalten, ohne dass die Allergene konserviert werden.

Für eine funktionierende Wertschöpfungskette sind alle TeilnehmerInnen gefragt – das haben Minus Furniture erkannt und ein Abo-Modell für Möbel entwickelt. Um Kohlenstoff-negative Holzprodukte zu schaffen sorgt dieser Service dafür, dass die Lebensdauer des Materials verlängert und das Recycling bereits zu Beginn mitgedacht wird. Tarkett präsentierte zusammen mit Note Design Studio einen vollständig kreisförmigen Vinylboden, der aus recycelten Altmaterialien besteht: Die "iQ Loop"-Kollektion. Für die Produkte werden über ihr weltweites Rücknahmeprogramm ReStart sowohl Verlegeabfälle wie ausgediente Böden gesammelt, analysiert, geordnet und wiederverwertet. Sowohl die Verbindung zwischen KundInnen und Unternehmen soll mit dem Projekt gestärkt werden, wie der vermeintliche Abfall eine neue Wertschätzung erhält.

Parallel zum Holz standen Möbel aus Metall hoch in Kurs und durften auch vorzugsweise auf Rollen stehen, wie bei Bla Station der Stuhl "Able" von Lindau, Borselius & Bernstrand oder der Trolley "Tension" von Gustav Winsth für Lammhults. Ein besonderes Augenmerk liegt hier auf den Details: Die Verbindungsschrauben bei "Able" werden nicht versteckt, sondern schmücken die Form und "Tension" trägt statt klassischer Lenkrollen leichtgängige Skaterollen. Johanson Design zeigte mit "Plus" von Alexander Lervik einen Stuhl mit einem Halteschraubenkopf, der als grafisches Symbol dient. Auf dem in einen Wechsel aus warmen und kalten Farben getauchten Stand, entworfen von Tekla Evelina Severin, durfte unter anderem auch die modulare Sofaserie "The Thread" von Färg & Blanche erkundet werden. Dessen markante Kanten sind das Ergebnis eines Experiments mit einer Teppich-Overlock-Maschine und geben den flächigen Modulen eine Kontur, die an Tetris-Bausteine erinnert. Bei Essem konnte gleich ein ganzer Stand mit minimalistischen Flurmöbeln und -accessoires aus Stahl mit schwarzer Pulverbeschichtung erkundet werden.

"Tension" von Gustav Winsth für Lammhults
"Plus" von Alexander Lervik für Johanson Design

Mehr aus dem Bestehenden herausholen und flexibel auf eine neue Nutzung reagieren können, das schafft Hayworth unter anderem mit einer textilen Bespannung, die passgenau für die Größe des Stuhls erstellt wird, so dass keine Reste anfallen. Wästberg fokussierte sich auf die Ästhetik des rohen Aluminiums und fasste zehn Leuchten aus dem Sortiment zur "Raw Collection" zusammen, die entweder aus gebürstetem, getrommeltem oder poliertem Rohaluminium gefertigt sind und ohne zusätzliche Oberflächenbehandlung oder Beschichtung auskommen. Darunter die Pendelleuchten "w151" mit unterschiedlich großen, konischen Schirmen von Claesson Koivisto Rune oder die Pendelleuchte "w162 Dalston S3" von Sam Hecht & Kim Colin. Auf dem ganz in Silbergrau gehaltenen Stand durfte darüber hinaus die neue Tischleuchte "w241-Faro" von David Chipperfield entdeckt werden, die sowohl Drinnen wie Draußen verwendet werden kann. Die obere Scheibe des kompakten Modells fungiert als Dimmrad und Schalter. Oblure zeigte indes die "lightbone collection" von Färg & Blanche, die aus Eichenholz und kugelförmigen Glas besteht. Inspiriert ist sie von den Bambuswäldern in Japan. Zero präsentierte mit der Hängeleuchte "Curve Cluster" von Front eine Weiterentwicklung der Leuchtenkollektion "Curve". Bestehend aus drei Zweigen, die in milchigen Glaskugeln münden, lässt sich die Leuchte sowohl als Solitär wie als Ensemble integrieren und kann mit Lampenschirmen aus lackiertem Metall oder mit Glaskugeln in verschiedenen Größen ausgestattet werden. Der kleine Couchtisch "Hito" von Mario Martinez für Karl Andersson & Sönder ist indes mit einer Massivholzplatte multifunktional einsetzbar. Für das ungewöhnliche Fußgestell hat sich der Designer von der Spannung gestapelter Spielkarten inspirieren lassen. Schnell auf- und abgebaut ist "Peel" von Joel Karlsson, ein Säulen-Klapptisch aus furniertem MDF, Massivholz und Stahlkern.

CC Tapis zeigte unter anderem die "Telegram Collection" von Formafantasma, die in Tibet handgeknüpft wird. In dem Überschuss, der dazu dient die Freiform herauszuschneiden, können diese Wörter knüpfen. Die Anonymität der HandwerkInnen ist so ein Stückweit aufgehoben und die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht einzigartig. EDSBYN hat seit kurzem nicht nur eine neue Geschäftsführung – Cecilia Sebesta – sondern bot auch eine Vielzahl an Neuheiten: Zum Beispiel die Miniküche "NEAT" von Thomas Eriksson, ein Servicewagen mit Steckdose, Spüle, Wasserversorgung und Stauraum, der flexibel positioniert werden kann. Oder das Regalsystem "Reform" von Claesson Koivisto Rune, das mit offenen und geschlossenen Flächen viele Nutzungsmöglichkeiten bietet. Hergestellt wird es aus Materialresten, die bei der Produktion verschiedener Möbelkollektionen von EDSBYN anfallen. Luca Nichetto zeigt mit "Cup" seine Freude an spielerischen Entwürfen – ein Hocker mit Metallgriff in vielen Farben, der wie eine Kaffeetasse anmutet. Der Hohlzylinder wird aus recyceltem Karton und ebenfalls aus Materialresten der Produktion hergestellt.

Stand von Wästberg

Mit Blick auf den Messebau waren auf der Stockholm Furniture Fair zahlreiche luftige Konzepte zu sehen, manche AusstellerInnen verzichteten komplett auf Stellwände, andere verwendeten unbehandeltes Holz oder die eigenen Textilien und Möbel. Wie Astrid Textiles oder Anki Hneib und Studio Mia Cullin, die zwei der neuen Pavillions namens "Moiré" von Mattias Rubin de Lima für Nola nutzten, um die Struktur eines Hauses zu schaffen. Für den Boden wählten sie recycelten Backstein. Den wohl nachhaltigsten Messestand hatte pholc: für die Präsentation der Leuchten brauchte das Team lediglich die Transportboxen aus Holz und neonorange Spanngurte. Clever war auch das Standdesign von Gärsnäs, bei dem Papierschnüre als Raumtrenner dienten. In diesem Jahr wurde es auf ihrer Fläche mit dem "Simris" Sofa und Sessel von Anton Björsing überraschend kuschelig: Die Sitze und voluminösen Kissen sind bodennah und werden von einem Eichenrahmen umschlossen. Tief und geschützt saß man ebenso bei Abstracta: Das neue Akustikmöbelkonzept "Akunok" mit Sessel, Sofa und Raumtrenner von Maja Ganszyniec verbessert die Geräuschkulisse, bietet eine großzügige Sitzfläche und besonders hohe Seitenwände.

Die experimentelle Ausstellungsplattform Älvsjö gård nach der Premiere im letzten Jahr nun in die Hallen zu legen, war ein Gewinn für beide Seiten: Die BesucherInnen wurden nicht von der Messe heruntergeführt und die Kreativen bekamen auf der nach allen Seiten offenen Fläche mehr Aufmerksamkeit als in den verwinkelten Räumen des gleichnamigen Herrenhauses aus dem 16. Jahrhundert. Zusammen mit den Formaten "New Ventures", "Greenhouse" und "Ung sveng form" wurden so zahlreiche Flächen für junge Gestaltung, Collectible Design und experimentelle Konzepte geboten. Ebenso fanden zahlreiche Talks und Touren statt, wie mit Patricia Urquiola, Bethan Laura Wood oder Emma Olbers.

Im Rahmen der parallel stattfindenden Stockholm Design Week lohnte sich stattdessen der Blick in die Showrooms der Stadt, wie bei Carl Hansen & Son: Neben der Erweiterung der "Embrace Series" von EOOS um Tische und Stühle für den Outdoor-Bereich, zeigte das dänische Traditionsunternehmen unter anderem die "Timbur Outdoor Bench" von Gudmundur Ludvik, dessen Elemente von dem gelernten Möbeltischler auf ein Minimum reduziert wurden. Des Weiteren durfte ein Klassiker in neuem Gewand entdeckt werden: Der "CH24 Wishbone Chair" von Hans J. Wegner in Teak. Monica Förster bot in Kooperation mit Ogeborg die Ausstellung "I Inherited a Forest" mit einer Kollektion von bedruckten und handgetufteten Teppichen und Polstermöbeln, die von ihrem Wald inspiriert sind. Im gemeinsamen Showroom von Materia, Skandiform und NC Nordic Care durften gleich eine ganze Reihe von Neuheiten entdeckt werden, wie der Hybridstuhl "Palette" von Jesper Ståhl für Materia, die Beistelltische "Humlan" von Eva Schildt für NC oder der Drehsessel "BEasy" von Stefan Borselius sowie Ruud Ekstrand für Skandiform.

Ung Svensk Form 2024

Die Scandinavian Design Awards fanden in diesem Jahr im 1878 erbauten Musikpalast Musikaliska Kvarteret statt: Den Architecture of the year Award 2024 erhielt so "The Press House" by Atelier Oslo, mit dem Furniture of the year Award wurde die "Bench Ypsilon" von Daniel Rybakken für Vestre ausgezeichnet, den Award Designer of the year erhielt Cecilie Manz. Der Interior Designer of the year Award ging an Christian and Ruxandra Halleröd aka Halleroed, das Interior Product of the year ist das Weinregal "Silo" von Chris Martin für Massproductions. Als Rising Star of the year wurde der Designer Didi NG Wing Yin geehrt. In der Kategorie Sustainability Award of the year durfte sich Home-Earth über die Auszeichnung freuen, die das "Doughnut for Urban Development" ins Leben gerufen haben, ein Open-Source-Projekt, bei dem alle Ressourcen kostenlos heruntergeladen werden können.

Das einzige irritierende Element der Veranstaltung war schon wie im letzten Jahr das politisch-humoristisches Kabarett. 2023 wurden die Texte nur auf schwedisch vorgetragen, somit verstanden die internationalen Gäste nicht viel vom Inhalt. Dass das wohl besser war, zeigte das diesjährige Programm – der Speaker zählte seine vermeintlichen Fehler auf, zu denen gehörte "heutzutage ein Nazi zu sein und nicht 1944 in Deutschland, als das Nazisein noch Spaß gemacht hat". Pause. Zwei Fragen haben sich für mich daraufhin ergeben: Braucht es in Zeiten, in denen die Demokratie europaweit durch den zunehmenden Rechtspopulismus bedroht wird, eine Bemerkung wie diese? Und warum nehmen die Stockholm Furniture Fair und der Verlag It Is Media, die die Scandinavian Design Awards erst im letzten Jahr ins Leben riefen, um das beste Design, die beste Architektur und die beste Inneneinrichtung in Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland und Island zu würdigen, diese Rufschädigung in Kauf? Zumindest das Publikum blieb nicht regungslos: Zahlreiche Gäste verließen kurz nach dem Fauxpas den Saal.

"The Yellow Thread" von Färg & Blanche

Was bleibt nun von der Stockholm Furniture Fair und der Stockholm Design Week? Auch an Schweden sind die Herausforderungen der letzten Jahre nicht spurlos vorbeigegangen: "Das letzte Jahr war geprägt von einem völligen Stillstand in der Bauindustrie. Und das wirkt sich natürlich auf die Möbel- und Einrichtungsbranche aus. Wir exportieren über 70 Prozent der schwedischen Möbel und jetzt sehen wir eine Unterbrechung der Erfolgsgeschichte. Zum ersten Mal seit Jahren haben wir einen Rückgang im Export", so Cecilia Ask Engström TMF, Direktorin für industrielle Entwicklung beim schwedischen Verband der Holz- und Möbelindustrie. Auf der Messefläche merkte man wenig von den Herausforderungen, die sich die Branche aktuell stellen muss – trotz kleinerer Ausstellungsfläche und fehlender großer Herstellernamen war Verlass auf wertvolle Inspirationen, auf kreative Ideen und eine familiäre Stimmung. Eine "neue Energie" wolle man schaffen und das Konzept der Fachmesse für die Zukunft aktivieren, sagte die Direktorin Hanna Nova Beatrice zu Beginn der Veranstaltung. In Anbetracht der Vielzahl von spannenden Konzepten, die in Stockholm zu sehen waren, sollte das kein Problem werden.