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Studio Drift, "In 20 Steps", 2015. Kinetische Skulptur, Glas, Messing, Dyneema, Elektronik, Motoren, Software

Staunen dürfen

Vom 7. Januar bis zum 8. Mai 2022 zeigt das Museum für Kunst & Gewerbe in Hamburg eine Ausstellung, die ein wenig Magie in herausfordernde Zeiten bringt: "Drift: Moments of Connection".
von Anna Moldenhauer | 06.01.2022

Aktuell und noch bis zum 8. Mai 2022 präsentiert das MK&G in Hamburg mit "Drift: Moments of Connection" die bisher umfangreichste Schau des niederländischen Studios in Deutschland. Drei großformatige Installationen haben Lonneke Gordijn und Ralph Nauta für ihre Einzelausstellung ausgewählt: "Shylight", "In 20 Steps" und "Fragile Future II". Wie faszinierend das Duo es gemeinsam mit einem multidisziplinären Team versteht mittels Performances, Lichtinstallationen und kinetischen Skulpturen den Raum zu aktivieren, haben sie seit der Gründung im Jahr 2007 bereits in zahlreichen Schauen eindrucksvoll gezeigt – unter anderem im Stedelijk Museum in Amsterdam, im The Shed in New York City oder im Rahmen des Salone del Mobile in Mailand. Auf einzigartige Weise verbindet Studio Drift die Themen Technik, Natur und Mensch zu poetischen Werken, welche eine starke Emotion auslösen, die selten geworden ist diesen Tagen: Das Staunen. Lichtskulpturen aus hauchdünner Seide, die kopfüber gehängt eine Choreografie vorführen, inspiriert von dem Entfalten und Zusammenfalten der Blütenköpfe beim Übergang von Tag und Nacht. Fragile Glasflügel-Paare, die auf mystische Weise die auf- und absteigende Bewegung von Schwingen während des Fliegens verkörpern. Löwenzahnsamen, die gleich ihres ursprünglichen Strahlenkranzes einzeln in zeitintensiver Arbeit um ein LED-Licht gesetzt sind und so als Leuchtenschirm dienen, verbunden mit zahlreichen weiteren "Dandelights" in einem Schaltkreis aus Kupfer.

Die großformatigen Installationen und kinetischen Skulpturen von Studio Drift zeigen in ihrer Dynamik und Struktur nicht nur eine handwerkliche wie technische Perfektion, sie erreichen die Betrachtenden auch auf der Gefühlsebene. "Die emotionale Verbindung zum Menschen ist der wichtigste Teil der Kunstwerke", so Lonneke Gordijn. Diese können in der Form und fließenden Bewegung der Exponate natürliche Phänomene wiedererkennen und erspüren, wie nah die Prozesse mit dem menschlichen Empfinden verknüpft sind. Sei es der sanfte Wellenverlauf von Wasser und Wind, die faszinierende Struktur von Organismen oder die berauschende Ästhetik von Blüten. "Ich glaube, es ist die unendliche Bewegung in der Natur, die uns zur Ruhe kommen lässt. In der Natur zu sein, verbindet uns mit ihr und macht uns wieder zu einem Teil des großen Ganzen.", sagt Gordijn. Die experimentellen Arbeiten von Studio Drift sind so auch eine Suche nach der konstruierten Umgebung, in der wir als Menschen leben wollen. Sie symbolisieren die Verletzlichkeit, das Streben nach Höherem, die Kraft der Gemeinschaft und die Notwendigkeit der Regeneration. Sie schenken eine leichte, ruhige und freudige Atmosphäre. Sie bieten einen geschützten Moment des Einklangs an und die Möglichkeit uns darauf zu besinnen, wie wir der Natur zukünftig begegnen möchten, aus der wir selbst stammen. "Die Arbeiten versetzen das Haus auf eine nie dagewesene Art in Schwingung", so Tulga Beyerle, Direktorin des Museums für Kunst und Gewerbe.

Parallel zur Ausstellung im MK&G Hamburg wird Studio Drift am 28. April 2022 im Hafen der Hansestadt eine Choreografie mit hunderten Drohnen zeigen: Basierend auf dem zweiten Satz des Klavierkonzertes von Thomas Adès soll diese den Bau der Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron zelebrieren, dessen Fertigstellung sich zum fünften Mal jährt. "Wir wollen einen Moment schaffen, in dem Musik, Umwelt, Menschen und Gebäude miteinander verschmelzen.", so Lonneke Gordijn.


DRIFT: Moments of Connection
7. Januar bis 8. Mai 2022

Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg
Steintorplatz
20099 Hamburg

Di-So: 10 bis 18 Uhr
Do: 10 bis 21 Uhr

"DRIFT: Moments of Connection"