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Die fröhliche Version eines Klassikers: Zum 50. Geburtstag seines Aufbewahrungsmöbels "Componibili" bringt Kartell eine Version für Kinder auf den Markt, in Knallrot und mit einem Smileygesicht statt simplen Löchern in den Schiebeelementen.

SALONE DEL MOBILE 2017
Schön verstaut: Wohin mit den ganzen Sachen?

Ob stolzes Inszenieren oder gekonntes Verstecken: Die neuen Kommoden, Sideboards und Regale auf der Mailändermöbelmesse haben unsere ganze Aufmerksamkeit verdient.
von Jasmin Jouhar | 11.04.2017

Eines der wohl unbeliebtesten Themen beim Einrichten ist das gekonnte Verstauen der Habseligkeiten. Denn wenn der Platz für den Esstisch gefunden und die Sitzgruppe arrangiert ist, bleibt die leidige Frage: Wohin mit all dem Kram, den Büchern, Vasen, Tellern, den Urlaubserinnerungen und Erbstücken? Eigentlich schade, denn Stauraum ist nicht allein ein notwendiges Übel. Und wie wir unsere Siebensachen aufbewahren, erzählt auch etwas über uns: Die einen inszenieren ihre japanischen Teekannen wie im Museum, Bildbände und antiquarische Erstausgaben arrangieren sie luftig-leicht im Bücherregal. Andere wiederum stopfen ihre vom Leben zusammengewürfelte Büchersammlung auf's viel zu klein Board – am besten zweireihig. Geschlossene Fronten bieten einen oberflächlichen Anschein von Ordnung, doch Schubladen und Fächer sind übervoll und damit die meisten Sachen auf Nimmerwiedersehen verschwunden.

Die Möbelindustrie ist sich der verschiedenen Ordnungstypen wohl bewusst und hält in diesem Jahr ein breitgefächertes Angebot an Stauraummöbeln bereit, wie ein Rundgang über den Salone del Mobile zeigt. Für die Kuratoren des Zuhauses gibt es bei De Padova beispielsweise das filigrane Regalsystem von Studio MA/U, das jedes Objekt in ein Ausstellungsstück verwandelt. Die Minimal-Konsole "086" von den Bouroullecs für Cassina ist sicherlich kein Raumwunder, bereitet dem Lieblingsstück aber die ideale Bühne. Kommoden aus Glas leisten als Vitrinen im heimischen Museum gute Dienste. BD Barcelona etwa zeigte in Mailand "Dalia" von Joel Escalona, bei der die schmiedeeisernen Ornamente der Hülle nichts verbergen, sondern vielmehr den Blick auf den Inhalt lenken.

Für chaotisch veranlagte Naturen empfehlen sich naturgemäß geschlossene Aufbewahrungslösungen, die neben dem aufgeräumten Eindruck noch einen Vorteil haben: Die Fronten der Schränke, Sideboards und Kommoden bieten viel Platz für Gestaltung. Das Inhouse-Designteam von Driade beispielsweise beweist mit der Produktfamilie "Ziqqurat", dass sich Blockstreifen und Blumenmuster nicht nur auf Sommerkleidern gut machen. Der spanische Designer Jaime Hayon hat für den Quarzsteinhersteller Ceasarstone den Schrank "Clown" entworfen: Die Front des Schranks ziert ein – wer hätte es geahnt – Clownsgesicht, dessen abstehende Ohren als Türgriffe dienen. Bei De Castelli widmet man den gesamten Messestand dem Thema Stauraum – mit verschiedenen Regalen und Kastenmöbeln. Besonders gelungen ist das Sideboard "Elisabeth" mit der plissierten Front von Nathalie Dewez.

Und weil wie immer im Leben die meisten Menschen auch beim Ordnungsverhalten irgendwo zwischen den Extremen dümpeln, bietet der Markt eine enorme Bandbreite mehr oder weniger bedeckter Aufbewahrungsmöbel an, die mit satiniertem Glas, durchlöcherten Platten oder Gittern die Reize der Beinahe-Verhüllung inszenieren: Für chaotische Kuratoren und kuratierende Chaoten.

Der italienische Hersteller De Padova hat kürzlich 75 Prozent des dänischen Labels M/AU Studio übernommen und damit zugleich auch das filigrane Regalsystem aus Stahlprofilen, das jedes Objekt in ein Ausstellungsstück verwandelt.
Schlicht und elegant: Piero Lissoni für Knoll International
Bereitet dem Lieblingsstück eine Bühne: Die neue Konsole "086", die Erwan und Ronan Bouroullec für Cassina entworfen haben.
Der italienische Designer Matteo Zorzenoni stellt zum Salone gleich eine ganze Neuheiten-Ausstellung auf die Beine, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Unternehmen. Den dekorativ durchlöcherten Schrank "Oblò" realisierte er mit Scapin.
Nie den Humor verlieren: Diesen Schrank von Jaime Hayon für den Quarzsteinhersteller Caesarstone ziert ein Clownsgesicht. Ein Druck auf die abstehenden Ohren öffnet die Türen.
Baars & Bloemhoff aus den Niederlanden ist eigentlich Materialspezialist, doch zum Salone del Mobile beauftragte das Unternehmen bereits zum zweiten Mal junge Designer mit Möbelentwürfen. Klaas Kuiken verwandelte ein Plattenmaterial in ein Sideboard und einen Schrank mit dekorativem Relief
De Castelli aus Italien widmet seinen ganzen Messestand in diesem Jahr dem Stauraummöbel. Die Französin Nathalie Dewez hüllt ihre Kommode "Elisabeth" in elegantes, kupferfarbenes Plissee.
Nika Zupanc wiederum geht auf Nummer sicher und verpasst jedem einzelnen Fach ihres "Longing Cabinet" für De Castelli ein eigenes Schloss mit dekorativem Schlüssel.
Schlichte Eleganz zeichnet dieses neue Regal von Claesson Koivisto Rune aus Schweden aus, das Artifort präsentiert. Der Name "Palladio" lässt keine Fragen offen.
Geschlossene Fronten haben einen großen Vorteil: Sie bieten viel Platz für Gestaltung, wie "Ziqqurat" von Driade zeigt.
Und geschlossene Fronten können mannigfaltig gestaltet werden.
Sancal aus Spanien zeigt die Stauraummöbelfamilie "Estante" von Juan Ibáñez: Perforierte Schiebetüren und Seitenteile aus Stoff verleihen den Objekten Textur.
Joel Escalona hat dieses Glas-Sideboard für BD Barcelona in schmiedeeisernes Rankwerk gehüllt, verbergen lässt sich in "Dalia" trotzdem nichts.
Einer der Finalisten des Nachwuchswettbewerbs ein&zwanzig des Rat für Formgebung: das Sideboard "Mido" von Rasmus Warberg.
Systemmöbel sind die Spezialität von Kewlox aus Belgien. Das klingt trocken, doch die "Mist"-Kollektion von Julien Renault mit ihren satinierten Fronten machen Einfachheit zum Vergnügen.
Ob geschlossen oder offen, dass kann ebenso gestaltet werden wie auch die Höhe des Regals.
Für alle, die nichts zu verbergen haben: Die "Worship Wardrobe" bei Wallpaper Handmade
In „Tabernacle“ von Giacomo Moor und Emmemobili, ebenfalls Wallpaper Handmade, kann man dagegen prima alles Mögliche verbergen und nur bei Bedarf durch Ausklappen zum Vorschein bringen. Darin integriert: eine kleine Tischplatte und eine Leuchte.

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