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REVIEW – SALONE DEL MOBILE & MILAN DESIGN WEEK 2024
Nostalgie und Tatkraft

Vom 16. bis zum 21. April 2024 fanden der Salone del Mobile.Milano und die Milan Design Week statt – lesen Sie in unserem Review, was die Branche bewegt und die Gäste zu sehen bekamen.
von Anna Moldenhauer | 23.04.2024

"Jede Ausgabe des Salone del Mobile.Milano ist eine Gelegenheit für die globale Gemeinschaft sich zu treffen, eine Bestandsaufnahme der Bedeutung wie der Ergebnisse eines Jahres der Arbeit, der Forschung und Experimente", lautet ein Auszug aus der Design News des Salone del Mobile.Milano. Die Stellung der internationalen Möbelmesse in Mailand geht noch weit darüber hinaus – sie ist der größte Stimmungsmesser der Branche, zeigt die Bereitschaft zu Investitionen und Veränderungen. Auf der diesjährigen Ausgabe vom 16. bis zum 21. April 2024 waren die Unterschiede zwischen jenen, die vornehmlich auf die Gestaltung vergangener Jahrzehnte setzen, und denen, die neue Wege suchen, so stark wie selten zuvor erkennbar.

"Volkhaus Series" von Herzog & de Meuron für ClassiCon
"Siwa" von Altherr Désile Park für Cor

Formal boten die Siebziger und Achtziger Jahre starke Inspirationen, plus einzelner Ausflüge in die Steinzeit: Zu sehen gab es in den Hallen zahlreiche bodennahe Sofas in organischen Formen mit großzügigen Polstern und ausladenden Armlehnen, konische Tischgestelle und archetypische Sessel. Einen Schritt weiter blickte man durch Glastischplatten auf markante Kreuze aus Stahl oder Aluminium, staunte vor asymmetrischen Freiformen, monolithischen Marmortischen und erlebte die große Rückkehr des matten Schwarzes. Wie bei den "Volkhaus Series" von Herzog & de Meuron für ClassiCon: Für den Lounge Stuhl, Hocker und Beistelltisch aus Eiche haben die Schweizer Architekten eine Gestellkonstruktion erdacht, bei der sich X-Formen aus Vierkanthölzern überschneiden. Entstanden ist diese mit Blick auf die traditionellen Holzverbindungen der japanischen Architektur. Fantoni zeigt mit der Tischserie "Decumano" eine Zusammenarbeit von Giulio Iacchetti und Matteo Ragni, dessen Kreuzung der Balken eine solide Struktur wie visuelle Schnittpunkte schafft. Der "Bonnet Table" von Marialaura Irvine für mdf Italia bietet neben der außergewöhnlichen Plattenform eine Oberfläche aus Coccioperla, einer Mischung aus Mörtel, Zuschlagstoffen und zerkleinertem Perlmutt, die manuell aufgespachtelt wird und eine einzigartige Textur bietet.

"Siwa" von Altherr Désile Park für Cor erfüllt dank der amorphen Gestalt gleich mehrere Funktionen und ist Sofa, Liegeinsel und Chaiselongue in einem. "Joseph" von Philippe Nigro für Wittmann zeigt eine durchgehende Sesselform, die mittels gitterförmigen Außensteppung kontrastiert wird. Eine angenehm leichte Bewegung bei der schweren Anmutung bietet die Version mit versenkten Rollen. Der Sessel "Yuzu" von Claesson Kovisto Rune für Arflex mit passendem Fußhocker könnte dank seiner Rundungen, die unter anderem mit einem weichem Fellbezug in Amber bezogen werden, als niedlicher Cartooncharakter durchgehen. Eine flexible Liegeinsel bot Jan Kath mit dem "Daydreamer", den er mit seinem Sohn Sanchir und dem Schreinermeister Claudius Schliessler entworfen hat: Die Rücken- und Seitenteile des Eichentorsos lassen sich mit ein paar Handgriffen verstellen. Für den perfekten Komfort sorgt die Teppich-Matratze in sanften Aquarellfarben. Knoll zeigte auf dem vom Architekturbüro Office entworfenen Pavillon aus wiederverwendeten und recycelten Materialien unter anderem das "Perron Pillo Sofa" von Willo Perron aus fein säuberlich gestapelten Kissen. Die einzelnen Komponenten lassen sich zudem individuell zusammenstellen. Sanfte Rundungen kombinierte Mario Ferrarini für Lapalma mit klaren Strukturen und schuf für den stapelbaren Stuhl "Hawi" einen Rohrrahmen, der nahtlos in den Sitz übergeht sowie eine sich verjüngende Rückenlehne hat. Der Stand des italienischen Unternehmens wurde dabei mit einem Prototyp für einen Raumtrenner unterteilt, dessen Holzbretter sich leicht überlappen und einfach ineinander eingehängt werden. Die neue Lust am Luxus hebt das Produktionsunternehmen für Feinsteinzeugfliesen Florim mit der Kollektion "Mystik Luxe" hervor, die verchromte Metalle und Achate zeigt.

"In-Side" von Thomas Heatherwick für Magis
"Bonnet Table" von Marialaura Irvine für mdf Italia
"Perron Pillo Sofa" von Willo Perron für Knoll

Dass Klassiker in der neuen Betrachtung eine nachhaltige Optimierung erfahren können, zeigt Ton mit dem Stuhl "314" von Claesson Koevisto Rune: "Der Stuhl 14 ist zeitlos, aber er hat auch einen gewissen Aspekt der Romantik des 19. Jahrhunderts. Wir versuchten, diesen auszuklammern und ein Design zu schaffen, das gegenwärtiger ist", so Claesson. Die vereinfachte Ästhetik bringt so eine Einsparung im Material mit sich: Während "14" aus sechs Holzteilen und zehn Schrauben besteht, kommt "314" mit fünf Holzteilen und acht Schrauben aus. Statt auf einem Rohrgeflecht darf auf einem Netzgewebe aus der Schuhindustrie Platz genommen werden. Zanat zeigte gleich zwölf neue Produkte aus Holz, darunter der Konsolentisch "Genkan" mit Spiegel und Aufbewahrungsbox für den Flur von Naoto Fukasawa und die "Sinya" Beistelltische von Sebastian Herkner, welche mit unterschiedlichen Oberflächen und Verbindungen ein Triptychon bilden.

Michele De Lucchi entwarf für Zanat das "Divan" Bett, das mit sanft geschwungenem Kopfteil und feinen Rillen dem Holz eine Ästhetik verleiht, die weich anmutet. Die Länge der Beine ist verstellbar, so dass die ideale Betthöhe gewählt werden kann. Weiterhin gefragt waren Tischgestelle mit versetzt stehenden Holzlamellen, die leicht nach innen gebogen sind – wie bei dem Couchtisch "Dew" von Sabine Marcelis für Arco, dem ausziehbaren Modell "Pala" von Monica Graffeo oder der Tischkollektion "Naca" von Francesco Meda und David Lopez Quincoces für Fast. Dieser war in Burgund getaucht – eine tiefe, schwere Farbe, der man bei vielen Präsentationen begegnete, sowohl in matten wie in glänzenden Finishes. Eine 70ies Lounge-Atmosphäre schaffte Sabine Marcelis mit "Lokum" für Acerbis: Die Beistelltische aus Glas in "Amber" und "Smokey" wirken wie abgerundete Eiswürfel und bieten dank ihrer Transparenz spannende Lichtreflexionen.

"Philía" von Odo Fioravanti für Pedrali
"Velit" von Björn Dahlström für Plank
"Prism" von Pascal Hien für Tecta

Nostalgie zum Sitzen war auch für den Außenraum geboten: "Philía" hat Odo Fioravanti seinen neuen Stuhl für Pedrali genannt, der an die Form italienischer Gartenmöbeln der 1960er Jahren anknüpft und eine klare Geometrie bietet – vom Stahlrohrgestell bis zum handgefertigten Geflecht. Claudio Bellini ließ sich von Atollen inspirieren und hat für Dedon mit "Atolo" eine Sitzmöbelkollektion mit sanft abfallenden Rückenlehen entworfen, die kompakt wie komfortabel ist. Dazu bietet die handgearbeitete Flechtung eine visuell wie haptisch spannende Textur in fünf Farbvarianten. Im kommenden Jahr wird zudem der "Seashell Grand" Hochlehner zur Kollektion addiert. Mit der Erweiterung der Seashell-Reihe führt das Unternehmen für die gesamte Kollektion die Dedon EcoCycle Faser ein, die zu 90 Prozent aus biobasierten Materialien besteht. Plank schaffte indes mit dem Stuhl und Beistelltisch "Velit" von Björn Dahlström eine Erweiterung, die mit neuen Kissen sowohl drinnen wie draußen verwendet werden kann. Eine Sitzlandschaft, die an Flexibilität kaum zu übertreffen ist, entwickelte atelier Oï mit de Sede: "DS-888 Collina" ist modular gedacht. Die Rückenlehne fügt sich aus einzelnen Polsterelementen zusammen, die jeweils einzeln in der Höhe verschoben werden können, wie das komplette Rückenmodul einmal um die Basis wandern kann. Das Sofa ist für Indoor wie Outdoor und in unterschiedlichen Ausführungen erhältlich.

"Fun-Go" von Finemateria für Kristalia
"Atolo" von Claudio Bellini für Dedon
"Cadenza" von David López Quincoces für Expormim

Passend zur skulpturalen Anmutung der Polstermöbel gesellten sich indes pilzähnliche Beistelltische, wie "Fun-Go" von Finemateria für Kristalia, "Alder" von Patricia Urquiola für Mater aus recycelten Kaffeebohnen und Stahl oder "Picea" von Vincent Van Duysen für Molteni&C, der in einem Stück aus Keramik gefertigt wird. Der Zugang zum Stand des italienischen Unternehmens war indes kein einfaches Unterfangen: Erst nach Registrierung und Einlasskontrolle war es möglich die Fläche zu erkunden, was zu langen Schlangen vor dem Eingang führte. Ebenso umständlich war die Erkundung der Ausstellung von Flexform, dessen Grundriss einen langgestreckten Raum vorsah, der nur von einer Seite den Zugang ermöglichte. Die Exponate an der linken und rechten Seite wie der Klappstuhl "Lauren" von Antonio Citterio aus Holz und Leder waren derweil mit einer Absperrung vor dem Zugriff der Gäste gesichert, was bisweilen in einem Menschenstau endete.

Frei zugänglich, kreativ und nachhaltig waren hingegen die Standarchitekturen von Sancal und Quadro Design (Studio Calvi Brambilla), die ein wiederverwertbares Baugerüst aus Metall nutzten. Der Ausstellungsplaner Dresswall zeigte zudem auf eindrucksvolle Weise wie sich flächige Lichtelemente nutzen lassen, um eine kleine Fläche zum Blickfang werden zu lassen. Ravak füllte für die Aufmerksamkeit seinen Stand zur Hälfte mit weißen Plastikbällen, Inneva und RS Barcelona setzten auf aufblasbare Strukturen. Saviola ließ sich von der Form der Pendelleuchte PH Artichoke inspirieren und baute aus seinen "Ecological Panels", die aus recyceltem Holz hergestellt werden, eine begehbare Artischocke, in deren Inneren die Vielfalt der Produkte erlebt werden konnte. Desalto entwickelte mit dem künstlerischen Leiter Francesco Rota eine neue Produktkategorie und bietet nun auch Polstermöbel, vom Sofa bis zur Fußstütze. Entsprechend dem Motto "Desalto goes soft" war der Stand mit Polyurethan-Quadern in unterschiedlichen Höhen aufgeteilt, die nach dem Salone zurück in den Produktionskreislauf gebracht werden. Auch der Hersteller für Sonnenschutzlösungen Tuuci entschloss sich zu einer neuen Ausrichtung im Sortiment und präsentierte mit der "Mertitage" Kollektion von Dougan Clarke einen Sessel für Indoor.

Spannende Einblicke in den Produktionsprozess bot zudem der Stand von Pedrali, designt von DWA Design Studio: Eine Materialbibliothek, angeordnet um einem großen runden Tisch, der einer Sonnenuhr ähnelte. Diese spiegelte die Farbtöne des Konzepts #PedraliColoursofLightness wider und bot mit Materialien, Mustern, Stoffen, Bildern und Videos als multisensorisches Moodboard eine wahre Inspirationsquelle für maßgefertigte Möbel. "Alles muss Jahr für Jahr verbessert werden", so Maria Porro, die Präsidentin des Salone del Mobile.Milano. Und das betrifft auch die nachhaltige Standgestaltung: In diesem Jahr waren so seitens der Messe keine Trockenbauwände mehr erlaubt. Es wäre zu wünschen, dass die Regularien gegenüber den ausstellenden Unternehmen noch deutlicher werden, um das Müllaufkommen weiter zu verringern.

"Lokum" von Sabine Marcelis für Acerbis
"DS-888 Collina" von atelier oï für de Sede:
"Yuzu" von Claesson Kovisto Rune für Arflex

Magis arbeitete zum ersten Mal mit dem Designer Guglielmo Poletti zusammen, der die Spiegel-Kollektion "Coves" mit einem konkaven Keramikrahmen entworfen hat. Dieser wird handbemalt, ohne Kleber produziert und kann sowohl vertikal wie horizontal gehängt werden. "Eine Hommage an das Kranzgesims als architektonisches Element, das seit dem 17. Jahrhundert zur Verbindung von Decken und Wänden verwendet wird”, erklärt Poletti, "neu interpretiert durch die Technik der Extrusion, die gewählt wurde, um den Produktionsprozess zu optimieren und das Gewicht der Spiegel zu reduzieren". Ein Hingucker ist auch der "All-round Table" von Cesare Bizzotto and Tobias Nitsche sowie die Outdoor-Kollektion "In-Side" von Thomas Heatherwick für Magis: Die amorphen Formen der Sessel werden aus Post-Consumer-Kunststoff und farbigen Polyethylen-Flocken hergestellt, die aus Produktionsresten stammen. Durch die eingesetzte Rotation entsteht eine vielfarbige Textur, die jedes Möbelstück zum Unikat werden lässt, da die Konfiguration und die Farbe der Flocken variieren – je nachdem, welche Reste von den anderen Produktionen übrig sind.

Arper zeigte mit "Catifa Carta" eine zukunftsweisende Materialentwicklung: Auf Basis des Stuhls "Catifa 53" verfügt "Catifa Carta" über eine Schale aus PaperShell – ein Material, das aus einem Holznebenprodukt hergestellt wird und sowohl die Festigkeit als auch den Komfort garantiert, die für die zweifach geschwungene Silhouette des Stuhls unerlässlich sind. Als erstes Material dieser Art sorgt es dafür, dass die mit der Herstellung von "Catifa Carta" verbundenen Umweltauswirkungen drastisch gesenkt werden können. Am Ende seines Lebenszyklus kann das Material zu Biokohle zerkleinert werden, wobei das in den vorangegangenen Lebensphasen gebundene CO2 in der Kohle verbleibt. Expormim stellte mit der Kollektion "Cadenza" von David López Quincoces einen Loveseat, ein Dreisitzer-Sofa, ein XL-Sofa und zwei Sessel vor, die traditionelles Handwerk und gegenwärtige Bedürfnisse ideal kombinieren: Leichte Möbel mit elegantem Design aus robusten Materialien, die viel Komfort und Einsatzmöglichkeiten bieten. Auch eine Reihe neuer Teppiche mit grafischen Designs konnten in den Hallen gesichtet werden, wie die dezenten "Twiny" von DWA Design Studio für Pedrali aus Twill, die floralen "M'ama Non M'ama" von Patricia Urquiola für CC Tapis aus Leinen und Wolle sowie Modelle mit der neuen Farbe "Grass Green" von Woodnotes, ein saftiges Blattgrün, das die "In/Out"-Teppichkollektion ergänzt, die im Innen- als auch im Außenbereich eingesetzt werden kann. Auf dem Stand von Porro beeindruckten die "Origata" Bank und Konsole von Nao Tamura, dessen dreidimensionale Struktur ganz nebenbei dazu beiträgt, in der Produktion möglichst wenig Verschnitt anfallen zu lassen. Bequem Platz nehmen durfte man auf der "Quilt" Metallbank mit gestepptem Bezug von Werner Aisslinger, dessen Struktur auf einer imposanten Bodenstütze aufgehängt ist.

Neben den Refugien aus Polstern und organischen Linien, ausladenden Marmorlandschaften und experimentellen Freiformen waren praktische Lösungen gefragt: Wie Esstische, die sich in der Höhe verstellen lassen, sei es mit Hilfe eines Motors oder manuell. Alias zeigte so die "Nastro Collection" von Daniel Rybakken, dessen teleskopische Beine sich mit dem Ziehen an einem Riemen nach oben und unten bewegen lassen, wobei ein farbiger Kontrast bei den Beinen zum Vorschein kommt. Auch die "Decumano"-Tische von Fantoni sind in einer höhenverstellbaren Version erhältlich. Tecta stellte mit den stapelbaren Hockern "Prism" von Pascal Hien eine clevere Kombination aus diamantförmigem Sitz und Hohlraum vor, in dem sowohl Taschen wie Katzen bequem Platz finden. Nikari verlieh mit "Faneeri" von Jonas Forsman dem klassischen Klappstuhl eine neue Eleganz: Aus Eichenholz gefertigt kombiniert der Entwurf minimalen Materialeinsatz mit dem Komfort einer leicht gebogenen Rückenlehne und Sitzfläche.

"AXOR Citterio C" von Antonio Citterio für AXOR
"New Angles" von Alape
"Of.Line" von Sebastian Herkner für Decor Walther

Im Bereich des Salone Internazionale del Bagno trumpften die AusstellerInnen mit einer Vielzahl von Neuheiten und interessanten Kooperationen auf: Snøhetta entwarf die Markenpräsentation Matter für Laufen auf dem Salone del Mobile und schaffte den Spagat zwischen einer industriellen Kulisse und kreativer Produktpräsentation. Roca setzte sowohl auf Farbe wie auf ressourcensparende Technik: Dank klarem Ausdruck ohne Schnörkel und einem Durchmesser von nur 35 Millimetern dürfen bei der Kollektion "Nu" die Farben Grün, Blau, Gelb, Schwarz, Weiß und Chrom ganz zur Geltung kommen. Für die Griffe sind drei Varianten wählbar. "Avant" integriert indes den Spülkasten unsichtbar in das WC-Becken und maximiert so den verfügbaren Platz im Bad, da die Drucktasten seitlich angebracht sind. Ebenso ist das Design dichtungsfrei, um potenzielle Leckstellen auszuschließen und verfügt über eine verbrauchsarme Zweimengenspülung mit 4,5 und drei Litern. Decor Walther konnte Sebastian Herkner für die Zusammenarbeit gewinnen – das Ergebnis ist die Bad-Accessoires Kollektion "Of.Line" mit geriffelten Strukturen, eine Hommage aus Aluminium und Porzellan an die Stadt Offenbach, in der der Designer lebt und arbeitet.

Alape zeigte mit "New Angles" ein Waschbecken in Schräglage, in dem das Wasser ideal abläuft und sich parallel das Waschen der Hände ergonomischer gestaltet. Zur Präsentation von Fantini gehörte die neue Armatur "Flora" von Vincent Van Duysen in mattem Anthrazit mit einer industriellen Ästhetik und großzügigen Proportionen. Gessi zeigte die "Incastri"-Kollektion von Architekt Kengo Kuma, die inspiriert von Chidori, einer traditionellen japanischen Technik der Holzbearbeitung, geriffelte wie glatte Flächen bietet sowie Regler wie Auslauf in einem stabförmigen Element vereint. Tubes platzierte mit "Dots" und "JJ" von Ludovica Serafini+Roberto Palomba zwei kreative Lösungen für das Heizzubehör: Beide Designs bieten InnenarchitektInnen eine große gestalterische Freiheit und können als funktionales Element einzeln, wie im Ensemble installiert werden. Alpi Rubinetterie hatte unter anderem eine neue Unterputzdusche im Angebot: "Aura" von Odo Fioravanti, in deren Mitte eine LED-Quelle platziert ist, die den Duschraum sanft beleuchtet. AXOR präsentierte ein neues Ergebnis aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Antonio Citterio: Die minimalistische Armatur "AXOR Citterio C" zeichnet sich durch einen konischen Körper mit gerundeten Kanten aus. Der Hebelgriff kann mit dem strukturgebenden Cubic cut und den AXOR Signature Oberflächenstrukturen individualisiert werden. Dank der Cool-Start Funktion, bei der warmes Wasser aktiv durch die Hebelbewegung abgerufen wird, plus einer Durchflussmenge von fünf Litern pro Minute, hilft das Design zudem bei der Einsparung von Ressourcen. Generell wurden die kreativen Kooperationen der Unternehmen mit ArchitektInnen in diesem Jahr noch einmal verstärkt.

Sinnlich anregend waren ebenso die Angebote in den beiden Hallen der Eurocucina/ FTK, die viele clevere Ideen zeigten, die funktional wie visuell die Freude am Kochen und Genuss unterstützen: Bora launchte die "Pots and Pans" Kollektion, ein Profi-Kochgeschirr – gefertigt aus einem fünfschichtigem Aufbau, beschichtet mit kratzfestem Silikonpolyester und akzentuiert mit einem Edelstahlrand, das besonders langlebig ist und die Hitze gleichmäßig verteilt. Leicht hat eine Furnierfront mit vertikaler Rillenstruktur erdacht, die innerhalb einer Front die einzelnen Fräsungen asymmetrisch zueinander setzt und so in jeder Größe lebendig wirken lässt. Eggersmann bricht den monolithischen Charakter der Kücheninsel mit brüniertem Messing und Taj Mahal-Lederquarzit zu einem kunstvollen Blickfang auf. Die neue next125 Kollektion bietet derweil bronziertes Spiegelglas und in Onyxschwarz durchgefärbte Eiche für ihre hochwertigen Fronten, neue Linoleum Fronten und ein erweitertes ColourConcept.

Präsentation von Gaggenau
Detail der Präsentation von Bulthaup

Die teils völlig überfüllten Hallen täuschten nicht: 17,1 Prozent mehr BesucherInnen als im letzten Jahr besuchten die Fachmesse, im Detail 361.417 Personen. Die durch die weltweiten Krisen der letzten Jahre ausgelöste Unsicherheit in der Branche bremste somit zumindest nicht die Neugier der Gäste auf neue Ideen, den Wunsch nach Vernetzung und zeigte die große Wertschätzung für die Angebotsvielfalt der internationalen Möbelmesse. Die einzigartige Fähigkeit des Salone del Mobile.Milano sich trotz seiner Größe entsprechend den neuen Gegebenheiten immer wieder neu auszurichten, zahlt sich nun aus.

Ein Highlight des diesjährigen Salone war zudem das Jubiläum des SaloneSatellite: Vor 25 Jahren gründete Marva Griffin die Plattform für junge DesignerInnen unter 35 Jahren, die sich schnell zu der international wichtigsten Talentschau für junges Design entwickelt hat. Über 14.000 Kreative haben seit 1998 auf dem SaloneSatellite ihre ersten Arbeiten ausgestellt, und somit in nur wenigen Tagen die gebündelte Aufmerksamkeit von möglichen Partnerunternehmen, der Presse und dem Publikum generell erhalten. Für dieses Jahr hat der SaloneSatellite ein Mentoringprogramm ins Leben gerufen, das den TeilnehmerInnen die Gelegenheit gab mit DesignerInnen vergangener Editionen in Kontakt zu treten. Den ersten Platz des SaloneSatellite Award gewann zudem das Studio Ololoo aus China für die Leuchte "Deformation Under Pressure" – eine innovative Kombination aus aufblasbarem PVC und einer gespannten Aluminiumstruktur. Der zweite Preis ging an den italienisch-dänischen Designer Filippo Andrighetto für das Bücherregal "Veliero", das vollständig aus ineinandergreifenden Holzelementen besteht, ohne dass Schrauben und Leim verwendet werden. Über den dritten Platz durfte sich Egoundesign für das "Voronoi"-Set aus 3D-gedruckten Messingbechern freuen. Die einzigartige Erfolgsgeschichte des SaloneSatellite haben Beppe Finessi und Ricardo Bello Dias für die sehenswerte Ausstellung "Universo Satellite – 25 years of SaloneSatellite" aufgearbeitet, die in der Triennale Mailand mit zahlreichen Exponaten und Anekdoten noch bis zu 28. April 2024 zu sehen ist.

v.l.n.r.: Marva Griffin, Studio Ololoo, Maria Porro

Auch auf der Mailänder Designwoche konnten eine Vielzahl an kreativen Ausstellungen entdeckt werden. Besonders eindrucksvoll war die begehbare Installation "Porta" von Maxim Velcovsky für Lasvit, dessen bogenförmige Elemente aus Stahl und Glas im Innenhof des Palazzo Isimbardi bis zu fünf Meter in den Himmel ragten. Diese wurden mit der Schmelzglastechnologie in einem Stück hergestellt, bei der unter extremer Hitze das verflüssigte Glas in die vorgegebene Form sinkt. Die Schau wurde mit dem Fuorisalone Award der Mailänder Designwoche ausgezeichnet. Die Ausstellung präsentierte unter anderem das Beleuchtungskonzept "Bois de Cristal" von Maria Culenova, die Kollektion "Nebula" von Claesson Koivisto Rune sowie eine limitierte Auflage von "Neverending Glory" von Jan Plechac und Henry Wielgus. Lodes stellte die filigranen Pendelleuchten "Oblò" von Paola Navone – Otto Studio in einer rot-weiß gestreiften Kulisse aus: Die bojenförmigen Glaskörper haben eine außergewöhnliche Art der Stromversorgung, die sich im Knoten der Aufhängung verbirgt.

Flos zeigte im Palazzo Visconti einen großzügigen Auftritt mit "Bellhop Glass" von Barber Osgerby, "SuperWire" von Formafantasma und einer Würdigung zum zehnjährigen Jubiläum von "IC" von Michael Anastassiades. Sammode hat mit Jean-Michel Wilmotte die charakteristische runde Röhrenleuchte neu gedacht und mit dem rechteckigen Körper von "Quadratube" einen neuen Weg beschritten: "Wir mussten uns weiterentwickeln, ohne alles umzukrempeln. Wir haben das Vokabular der ursprünglichen Leuchte beibehalten: eine längliche Form – anstelle eines verschlossenen Rohrs haben wir es geöffnet und nach beiden Seiten laufen lassen – und zwei Bügel, die es umschließen. Das Objekt ist wie eine kleine Architektur". Bocci ließ die BesucherInnen in ihrem Mailänder Haus in eine Wunderkammer eintauchen, in dem jeder Raum eine neue Stimmung bot: Neben den ikonischen Klassikern durfte auch die erste tragbare Leuchte des Unternehmens, die dimmbare "14p", in einem neuen Sepia-Farbton entdeckt werden. Wie in Filmsets inszeniert wurden die neuen Glaskunstwerke der Mailänder Künstlerin Valentina Cameranesi Sgroi. Auch nach der Mailänder Designwoche sind die Räumlichkeiten für die Öffentlichkeit nach Terminvereinbarung zugänglich. Occhio zeigte mit "Lunanova" zum ersten Mal einen Kronleuchter und ordnet dafür 31 verspiegelte "Luna" Glaskugeln in dark chrome und in verschiedenen Größen als Gruppe auf einer verspiegelten Scheibe an. Jede Glaskugel ist mit der patentierten Occhio fireball Lichtquelle ausgestattet, die für kraftvolles, blendfreies Licht sorgt. Auch für Spezialeffekte bei der Beleuchtung ist gesorgt: Das Licht kann von innen nach außen bewegt werden.

Installation von Lasvit

bulthaup überraschte in der Kunstakademie Pinacoteca Brera mit einer visionären Unternehmensentwicklung: Unter dem Motto "There is no kitchen" präsentiere das Familienunternehmen clevere Küchen- und Raumsysteme um den Lebensraum individuell gestalten zu können – von der praktischen Funktionswand über die in der Höhe verstellbare Kücheninsel, bis zur Präsentation des neuen bulthaup Kochfeldes. Dieses ist als Induktions- oder Gasversion erhältlich und bietet eine vollflächige Induktion mit Temperaturzonen von links nach rechts. Außergewöhnlich war ebenso der rohe, industrielle Charme der rechteckigen Waschbecken aus Edelstahl.

Laufen
hat indes ein Ausstellungskonzept etabliert, das sich vom klassischen Showroom verabschiedet und stattdessen eine Plattform bietet, auf der sich kulturelle Entwicklungen entfalten können. In diesem Jahr konnte so "Colour Archaeology" erkundet werden, die mit Roberto Sironi, Beda Achermann, Luca Mandaglio und Matteo Fiorini/Studio Lys entwickelt wurde. Im Zentrum steht eine neue 12-Farben-Palette für Keramik, für die Sironi anhand über 10.000 archäologischen Funden die Farbtöne der Antike analysiert hat und deren faszinierend harmonischen Ausdruck nun eine gegenwärtige Bühne bietet. Kaldewei zeigte zusammen mit E15 und Stefan Diez in der Casa Flash Art im Palazzo Durini eine paradiesische Präsentation mit dem Namen "Bath[o]philia", in dessen Herz sowohl die "e15-Kaldewei Collection" wie die "Avocado Dreams" von Bethan Laura Wood entdeckt werden konnten. Einen minimalistischen Traum in Sand-Tönen schuf Elisa Ossinos mit dem Künstler und Kunsthandwerker Henrytimi für V-Zug: In der Zen-Atmosphäre des Showrooms wurde die beruhigende Wirkung einer achtsamen Kochzeremonie ideal transportiert – wie mit Hilfe des CombiSteamers "V6000 45L Grand", der die Vorteile des Dämpfens mit perfekt verteilter Heißluft und einem vollflächigen Grill kombiniert. Gaggenau präsentierte in Kooperation mit dem Architekturbüro 1zu33 unter dem Titel The Elevation of Gravity in der Villa Necchi Campiglio ein für alle Sinne intensives Erlebnis inklusive Klanglandschaft und Workshops. Im Pavilion durfte beispielsweise die neueste Generation der "Vario Kühlgeräte-Serie 400" erkundet werden.

Präsentation von Laufen

Paola Lenti öffnete unter dem Motto "Oltre lo sguardo" (Jenseits des Blicks) die Türen zu ihrem neuen Flagshipstore, ein 300 Quadratmeter großes Haus, das als ideales Wohnmodell im Einklang mit der Natur steht und sowohl den Schutz der Umwelt wie das Wohlbefinden des Menschen in sich vereint. In den luftigen Räumen durfte unter anderem die "Hana-arashi" Möbelserie von Nendo entdeckt werden, das zweite Kapitel des "Mottainai"-Projekts, welches den Fokus darauf legt, vorhandene Ressourcen wie Stoffreste der Produktion für neue Kreationen zu nutzen. Hadi Teherani hat für Wagner Living den ergonomischen Hocker "W3D" entworfen, dessen Korpus aus recyclebarem Bio-Kunststoff im 3D-Druckverfahren gefertigt wird. Auf der Mailänder Designwoche wurden die passenden Tische präsentiert sowie ein Prototyp einer kleinen Akkuleuchte.

Zanotta zeigte im neuen Flagship Store neben zahlreichen 70iger Jahre Re-Editionen auch die neue die "Z24"-Kollektion von Muller Van Severen: Aufbewahrungsmöbel, die mit gezackten Fronten den Wechsel aus Licht und Schatten aufgreifen – darunter ein Sideboard, ein Nachttisch und zwei niedrige Container, dessen Farben von Talkum bis Karamell, von Grasgrün bis Amaranth reichen. Wie ein gemeinsamer Auftritt gut funktioniert, zeigten Thonet, Müller Möbel, Richard Lampert und Tecnolumen in Brera: Atelier Steffen Kehrle gestaltete den Showroom im Untergeschoss mit einer nachhaltigen Ausstellungsarchitektur aus Karton und bot den Produkten so eine nachhaltige Bühne – wie dem Papiermöbel "Salto" von Tilla Goldberg, das für Ordnung auf dem Schreibtisch sorgt. Kaffee gab es aus der High End Siebträgermaschine "Ligre youn", die Relvãokellermann entworfen haben.

Hadi Teherani mit "W3D" für Wagner

Die vorgestellten Produkte der Unternehmen auf dem Salone del Mobile und der Milan Design Week signalisierten im Bereich der Möbel weiterhin eine große Sehnsucht nach bekanntem Design, das positive Emotionen und Erinnerungen wachhält und in herausfordernden Zeiten ein Gefühl des Schutzes und der Wärme schenkt. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt, allerdings leidet die Diversität, wenn der Blick zurück nur selten zur Reflektion und der Konstruktion für neue Wege genutzt wird und stattdessen zahlreiche HerstellerInnen schlicht auf dieselben Formen, Farben und Materialien der Vergangenheit setzen. Design zu entwerfen, bedeutet auch die Zukunft zu gestalten und es wäre wichtig, dass diese große Bedeutung für unser Leben in den Präsentationen wieder deutlicher hervortritt. Der Einheitsbrei hatte zumindest einen positiven Nebeneffekt: Neue kreative Ideen sowie revolutionäre Technologien und Forschungen waren deutlich sichtbar.

Auch wenn die Präsentationen wie Events der Mailänder Designwoche in den letzten Jahren in der Stadt an Bedeutung gewonnen haben – der Salone del Mobile.Milano bietet weiterhin wie keine andere Plattform den Unternehmen die Möglichkeit, dem internationalen Publikum übersichtlich angeordnet und mit vergleichsweise kurzen Wegen ihre Produkte und Konzepte zu präsentieren. Parallel ist die Fachmesse ein geschützter Raum abseits der Hektik in der Stadt, der unverzichtbar für den professionellen Austausch ist.

Salone del Mobile.Milano

8. bis 13. April 2025

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